Kritischer Marxist
György Markus ist tot
Der ungarische Philosoph György Markus ist im Alter von 82 Jahren in Sydney gestorben, wie ungarische Medien am Donnerstag meldeten. Markus galt als bedeutendster Vertreter der Budapester Schule des marxistischen Philosophen Georg Lukacs (1885-1971). Er protestierte 1968 gegen die Niederschlagung des »Prager Frühlings« und 1973 gegen die Maßregelung jüngerer Philosophen durch das kommunistische Regime in Ungarn. Im Anschluss daran verlor er seine Professur in Budapest und erhielt faktisch Berufs- und Publikationsverbot. 1977 emigrierte er nach Australien, wo er an der University of Sydney lehrte. Noch in Ungarn hatte er 1972 im Untergrund zusammen mit György Bence und Janos Kis die Studie »Wie ist eine kritische Wirtschaftstheorie möglich?« veröffentlicht. Darin unterzogen die drei Lukacs-Schüler den real existierenden Sozialismus einer Kritik auf marxistischer Grundlage. Im Exil veröffentlichte Markus mit seinen Schülern Agnes Heller und Ferenc Feher den Band »Der sowjetische Weg. Bedürfnisdiktatur und entfremdeter Alltag« (dt. 1986). Während sich die meisten Vertreter der Lukacs-Schule dem Liberalismus oder dem Konservativismus zuwandten, blieb Markus bis zu seinem Tod einer kritischen marxistischen Philosophie verbunden. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.