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Dem Hichl-Michael sein Land
Klaus Oppitz blickt in eine Zukunft Österreichs, die sich kaum jemand wünschen dürfte
»Das Christentum gehört zu Österreich. Es ist Teil unserer Kultur. Das lassen wir uns nicht von Verbrechern und Terroristen nehmen, die noch nicht einmal ordentliches Deutsch sprechen.« Der rechte Bundeskanzler Michael Hichl, der mit autoritärem Führungsstil und paramilitärischer Gewalt seine Macht sichert, ist in Erklärungsnot. Seinen Innenminister lässt er der staatlichen Presseagentur diese Kampfansage ausrichten. In einer fernen Randregion breitet sich nämlich die Widerstandsmiliz »Christliche Republik« rasch aus, was eigentlich nicht sein kann, weil nach offizieller Lesart in Österreich doch endlich alles in Ordnung ist.
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* Klaus Oppitz: Landuntergang. Roman. Residenz Verlag. 336 S., geb., 19,90 €.
Tatsächlich ist unter rechter Herrschaft nichts mehr in Ordnung. Nach EU-Austritt, Wiedereinführung des Schilling und Vertreibung der meisten Ausländer ist das Land international isoliert, heruntergewirtschaftet und mit Ausnahme der obersten Parteikaste verarmt. Einige Devisen holt der Staat mit Textilfabriken, die - top secret - für Unternehmen im ebenso bösen wie fernen Amerika schneidern. In einst blühenden Agrarregionen kämpfen Dorfbewohner um angeschimmeltes Gemüse, das auf dem einzigen Marktstand noch angeboten wird. Die vielen, vielen Arbeitslosen werden als Arbeitsscheue diffamiert. Politischen Protest gibt es kaum noch - geduldet wird nur die regelmäßige Demo der (mit Spitzeln durchsetzten) Gelben Brigade in Wien: einer Handvoll Protestierer, die sich mit gelben Regenmänteln gegen die Wasserwerfer wappnen, die sie dennoch sofort vom Platz spritzen. Die vielleicht deprimierendste Entwicklung: Egal ob Regimegewinnler, politischer Gegner oder Mitläufer - die Diktatur der rechtspopulistischen Demagogen hat in den Menschen das Schlechteste zum Vorschein gebracht.
Der bitterböse Roman »Landuntergang« spielt in einer Zeit, in der dies schon lange Normalität ist. Dies wird - das Buch ist die Fortsetzung von »Auswandertag« (2014) - als bekannt vorausgesetzt, so dass der Einstieg etwas schwer fällt. Auch die derbe Sprache des Mühlviertels, einer oberösterreichischen Region an der Grenze zu Bayern, in der ein Teil des Romans spielt, kann zunächst etwas sperrig wirken. Sie ist aber das perfekte Ausdrucksmittel für eine ebenso schlichte wie verquere Gedankenwelt, die das Geschehen erst möglich macht.
Und dieses wird immer skurriler - wie auch das Handeln der Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Perspektiven. Die Goldweger-Emma, die als mutige Protestlerin und Aufrüttlerin beginnt, mutiert als heimliche Chefin der Miliz »Christliche Republik« zu einer blutrünstigen Psychopathin. Pascal Petitfour, sprachgewandte männliche Edelnutte in einem durch und durch homophoben Staat, wird unter Gewaltandrohung erst Geheimdienstspitzel, bevor er flüchtet und zum Prediger der Miliz wird, der Homosexualität als Sünde anprangert. Die leicht beeinflussbare Pirklbauer-Alwine, die sich mehr schlecht als recht durchs harte Leben schlägt, schwärmt für immer neue Männer, die sie dann aber fallen lässt. Wolferl Haider schließlich, missratener Spross eines Parteiideologen, wird erst in eine paramilitärische Einheit gezwungen, bevor er aus persönlichen Gründen Anschläge auf seinen Vater verübt.
Nebenbei lernt man, wie sich quasi aus dem Nichts eine erfolgreiche Terrormiliz gründen lässt. Man begegnet dem Rentner-Hausmeister Werner (vermutlich Ex-Kanzler Faymann), der sich als »letzten Sozialisten Österreichs« bezeichnet und seine Steuerreform anpreist, die keinen mehr interessiert. Und Vielbelesene dürfen sich auf einen echten Superlativ freuen: die unblutigste Entscheidungsschlacht in der Geschichte der Weltliteratur!
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