Die Schattenseite der Expansion

Kurt Stenger über die Pläne Pekings, Auslandsinvestitionen zu reduzieren

In der deutschen Wirtschaft gilt nichts als so sehr verwerflich wie Defizite. Allerdings werfen auch riesige Überschüsse Probleme auf. Zum Beispiel in China: Dortige Unternehmen, egal ob staatlich oder privat, haben ihre vielen, vielen Dollar in den vergangenen Jahren vor allem dafür genutzt, im Ausland Firmen, Immobilien und Bodenschätze aufzukaufen - China war auf bestem Wege, sich mit friedlichen Mitteln die halbe Welt unter den Nagel zu reißen. Diese von der Führung durchaus forcierte Strategie, um das Land zur globalen Wirtschaftsgroßmacht zu entwickeln, hat jedoch ihre Schattenseite: Die Binnenwirtschaft wurde stark vernachlässigt, was viele Chinesen längst zu spüren bekommen haben. Und es ist schwierig, Auslandsinvestoren in China streng zu regulieren, wenn man selbst frei in aller Welt schaltet und waltet.

Deshalb zieht die Führung in Peking jetzt die Reißleine, schränkt die Investitionen auf das aus ihrer Sicht strategisch Notwendige ein. Zumal die Ansage des künftigen US-Präsidenten, sich aus Freihandelsverträgen zurückzuziehen und so China freie Bahn zu lassen, den Kapitalabfluss noch verstärken könnte. Einen klaren Vorteil bieten riesige Überschüsse im Vergleich zu Defiziten aber dann doch: Bisher wegen der Expansion hinausgeschobene Wirtschaftsprobleme wie die Sanierung verlustreicher Staatskonzerne lassen sich damit erheblich leichter lösen.

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