Prozess gegen früheren KZ-Sanitäter: Gericht schließt Nebenkläger aus
Neubrandenburg. Im Neubrandenburger Prozess gegen einen ehemaligen SS-Sanitäter aus dem Konzentrationslager Auschwitz droht neuer Streit. Das Landgericht Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) hat zwei der drei Nebenkläger von dem Verfahren wieder ausgeschlossen. Das teilte Gerichtssprecher Carl-Christian Deutsch am Dienstag mit. Grund sei, dass die Mutter der Mandanten, die die Anwälte vertreten, nicht in dem Zeitraum in das KZ Auschwitz deportiert wurde, um den es in dem Prozess geht. Das Landgericht hatte die Nebenkläger schon zu Beginn nicht zulassen wollen, das ordnete aber das Oberlandesgericht an. Dem 96 Jahre alten ehemaligen Landarbeiter aus der Nähe von Neubrandenburg wird Beihilfe zum Mord in mindestens 3681 Fällen vorgeworfen. Er war laut Anklage im Sommer 1944 einen Monat als KZ-Sanitäter in Auschwitz tätig. Laut Verteidigung war er aber nicht in dem Teil, in dem Menschen vergast wurden. In der Zeit sollen dort 14 Züge mit deportierten Häftlingen angekommen sein. Die Mutter der betroffenen Nebenkläger sei aber nicht mit einem dieser 14 Züge, sondern mit einem Deportationszug vor dem 15.08.1944 in Auschwitz angekommen, erklärte Deutsch. Damit könne die Ermordung dieser Frau nicht »Teil der prozessualen Tat sein, die in der Anklage beschrieben ist«. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.