Spekulant hat genug

Taekker verkauft Berliner Immobilien – Share Deals erneut in der Kritik

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Der für seine Spekulationen berühmt-berüchtigte dänische Immobilienkonzern Taekker zieht sich weitgehend aus der Hauptstadt zurück. Nachdem die Firma in den vergangenen Jahren Wohnungen und Häuser einzeln verkauft hatte, hat sich Taekker nun von 770 Wohnungen auf einmal getrennt. Käufer ist die englische »Round Hill Capital« mit Sitz in London. »Diese Transaktion ist Teil von Round Hills deutschlandweiter Akquisitionsstrategie«, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

»Die Einheiten sind gut gepflegt, aber wir sehen Chancen, das Portfolio aktiv zu managen und neu zu positionieren, indem wir unsere etablierte betriebliche Kompetenz, was Wohneinheiten in ganz Europa und insbesondere in Deutschland betrifft, nutzen«, sagt Round Hill-Sprecher Kai Störmer auf nd-Anfrage. Wie viel das Unternehmen für das Paket gezahlt hat, darüber fällt der Mantel des Schweigens.

Dass Taekker der Verkäufer war, muss man sich aus Handelsregistereinträgen zusammenpuzzeln. Zeitgleich mit der Mitteilung der Roundhill vom 5. April über den Kauf änderten sich Eigentümer und Name der »Taekker Technik- und Hausservice GmbH«, die die Berliner Immobilien betreut. Deren neuer Eigentümer ist die Münchner L-REA GmbH, deren Geschäftsführer Ben Lehrecke zugleich Manager der Round Hill Capital ist. Die Gesellschaft selbst heißt nun Residea Immobilien Management. Dass diese künftig die Berliner Bestände betreut, erwähnt wiederum die Roundhill in ihrer Mitteilung.

Jørn Tækker, Chef der gleichnamigen Firma, bestätigt das Geschäft auf nd-Anfrage. »Die Lausitzer Straße 10/11 ist nicht Teil des Geschäfts«, schreibt Tækker jedoch. Neben ganz normalen Wohnungsmietern sind in dem Kreuzberger Haus auch viele linke Projekte, unter anderem das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum (apabiz), untergekommen. Dort regt sich seit Monaten Protest, nachdem bekannt wurde, dass Taekker den Komplex für rund 20 Millionen Euro verkaufen wollte, was unbezahlbare Mietsteigerungen für die Nutzer bedeutet hätte (»nd« berichtete). Wie es dort weitergehen soll, darüber möchte keiner der Beteiligten sprechen.

Obwohl der Verkauf der fast 800 Wohnungen bereits zwei Wochen zurückliegt, wussten bisher weder Bezirk noch Senat davon. Offensichtlich handelte es sich zum wiederholten Male um einen sogenannten Share Deal. Das bedeutet, dass nicht die Immobilien an sich, sondern Anteile an der Eigentümergesellschaft verkauft werden - maximal 95 Prozent an ein Unternehmen. Dadurch entfällt die sechsprozentige Grunderwerbsteuer. Rund 690 Millionen Euro an Einnahmen sollen dem Land nach Informationen des rbb in den vergangenen fünf Jahren entgangen sein. Auch mögliche bezirkliche Vorkaufsrechte in Milieuschutzgebieten kommen nicht zum Tragen, denn diese greifen laut Gesetz nur bei dem tatsächlichen Verkauf einer Immobilie. Rechtlich handelt es sich jedoch um eine Unternehmensveräußerung.

»Das von der Bundesregierung staatlich subventionierte Schlupfloch ›Share Deals‹ muss dringend geschlossen werden, denn es heizt die Spekulation mit Immobilien weiter an, verschärft also die Wohnungsnot«, sagt Katrin Schmidberger, Mietenexpertin der Grünen. Dass auch das Vorkaufsrecht ausgehebelt werden kann, »schadet uns massiv in den Innenstadtbezirken, wo wir mehr von dem Instrument Gebrauch machen wollen«, so Schmidberger weiter. Auch Reiner Wild, Chef des Berliner Mietervereins, will ein Ende der Möglichkeit, Grunderwerbsteuer zu sparen.

Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) prüft eine Bundesratsinitiative, die ›Share Deals‹ unterbindet. Die laufende verfassungsrechtliche Prüfung des Geschäftsmodells mache den Schritt jedoch nicht einfacher, so Sprecherin Eva Henkel. Vor dem 24. April werde über eine Initiative nicht entschieden.

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