Werbung

Schulz fordert Beobachtung der AfD vom Verfassungsschutz

SPD-Kanzlerkandidat nennt Spitze der Rechtsaußenpartei »rassistisch« / Gauland empört mit Lob für »Leistungen« der Wehrmacht in zwei Weltkriegen

  • Lesedauer: 3 Min.

Hamburg. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat eine Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz gefordert. »Die völkische Rhetorik auch in der AfD-Spitze zeigt doch, dass man davon ausgehen muss, dass nicht nur an der Basis, sondern auch in der Führung der Partei eine Gesinnung herrscht, die mit den Grundwerten unserer Verfassung nicht vereinbar ist«, sagte Schulz dem Nachrichtenmagazin »Spiegel«. »Die Spitze der AfD ist rassistisch.«

Einzelne Politiker der AfD sind auf dem Radar von Verfassungsschutzämtern in den Bundesländern, eine Beobachtung der Gesamtpartei durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) findet aber nicht statt. BfV-Chef Hans-Georg Maaßen erklärte bislang stets, dass dafür die Voraussetzungen fehlten.

AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland war zuletzt wegen mehrerer Äußerungen eine Nähe zu rechtsextremem Gedankengut vorgeworfen worden. So hatte Gauland darüber sinniert, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), in Anatolien zu »entsorgen«. Bei einem Treffen der AfD-Rechtsaußen-Gruppe »Der Flügel« hatte er Anfang September zudem verlangt, einen Schlussstrich unter die Bewältigung der NS-Vergangenheit zu ziehen und wieder »stolz zu sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen«.

Gaulands Ko-Spitzenkandidatin Alice Weidel soll nach Recherchen der »Welt am Sonntag« im Jahr 2013 - vor ihrer Mitgliedschaft in der AfD - eine E-Mail mit rassistischen Bemerkungen und Demokratie verachtenden Thesen verschickt haben. Der Zeitung liegen nach eigenen Angaben eine eidesstattliche Versicherung und weitere Aussagen vor, aus denen hervorgehe, dass Weidel den Text verfasst habe. Die AfD-Politikerin weist dies zurück.

Bereits im Januar hatte es eine Debatte um eine Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz gegeben, als der thüringische AfD-Landeschef Björn Höcke offensichtlich unter Anspielung auf das Holocaustmahnmal in Berlin von einem »Denkmal der Schande« gesprochen hatte. Damals sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), dass »die AfD als Ganzes« kein Beobachtungsobjekt des BfV sei. Das schließe aber »nicht aus, wenn sich einzelne Personen verfassungsfeindlich verhalten, dass sie dann auch Gegenstand von Beobachtungen sein können«.

Schulz rief die Parteien im Bundestag zu einem aufmerksamen parlamentarischen Umgang mit der AfD auf, sollte die Partei bei der Wahl am 24. September die Fünf-Prozent-Hürde überspringen. »Die Geschäftsordnung des Bundestages gilt auch für die AfD. Aber es wäre fatal, im Parlament mit ihr zusammenzuarbeiten - so wie es die CDU ja bereits im Landtag von Sachsen-Anhalt getan hat«, sagte Schulz dem »Spiegel«.

Der SPD-Chef betont gleichzeitig, um AfD-Sympathisanten werben zu wollen. »Die Funktionäre der Partei müssen wir bekämpfen, auf die Sympathisanten dürfen wir nicht einprügeln«, sagte Schulz. »Wir müssen den Leuten, die sich zur AfD hingezogen fühlen, zuhören. Da gibt es überhaupt kein Vertun. Man kann sie auch zurückgewinnen.« AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.