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Hochspannung

Brotfabrik: 13. Ausgabe des 24h-Theaters

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

Schauspieler können sich ihren Regisseur aussuchen. Autoren wählen sich das Team, von dem sie denken, dass es ihre Ideen in kurzer Zeit gut umsetzen kann. Ein Ausstatter kommt dazu. Ein Musiker, der beide Abende begleitet, wird komponieren.

So wird es sein beim 24h-Theater-Berlin, das am Freitagabend wieder in der Brotfabrik beginnt. Sind die Teams mit je einem Regisseur, zwei Schauspielern und einem Autor komplett, wählen sich die Autoren und der Musiker ein Thema aus einer Zeitung vom Samstag, um über Nacht in der Brotfabrik jeweils ein etwa zehnminütiges Stück zu schreiben. Spätestens früh um acht Uhr muss es fertig sein. Die Schreiber können nach Hause und sich aufs Ohr legen.

Es kommt zur ersten Lesung. Die Proben beginnen. Die Zeit läuft, Hochspannung baut sich auf. In derart kurzer Zeit Stücke zu schreiben und zu produzieren, birgt durchaus Risiken, schließt mögliches Scheitern ein, braucht spezielle Energie und Vertrauen in das Können der Künstler, mit denen man sich dafür einlässt.

Am Samstagabend, noch bevor eine neue Zeitung erschienen ist, werden die vier Inszenierungen uraufgeführt. Bis aufs Schreiben und die Proben geschieht alles öffentlich. Das ist das Konzept, das viel Kraft und Mut von allen Beteiligten fordert. Das Projekt - erfunden und umgesetzt von Kerstin Reichelt, Nils Foerster, Jens Heuwinkel und Thomas Marciniak - feiert mit der aktuellen 13. Ausgabe seinen fünften Geburtstag.

Das am Ende zu feiern, dafür gibt es gute Gründe. Die Idee, Künstler der freien Szene zu vernetzen, ging auf. Solch ein »Bindeglied« existiert in der freien Theaterszene sonst nicht, aus dem heraus wie hier neue Arbeitsbeziehungen entstehen. Erfahrene Mitstreiter bewerben sich wieder, neue kommen hinzu. Vor allem bei den Schauspielern brauche man immer eine Reserve als »Lebensretter«, sagt der freiberuflich arbeitende Regisseur Jens Heuwinkel. Bekomme einer von ihnen plötzlich eine bezahlte Rolle oder einen Drehtermin und springe ab, könne man das nachvollziehen.

Beim 24h-Theater, das sich über die Eintrittsgelder finanziert, gibt es kein Honorar. Die Karte für alle drei Veranstaltungen kostet 15 (ermäßigt 10) Euro. Viele Helfer hinter den Kulissen arbeiten ehrenamtlich. Sie sollen diesmal besonders gewürdigt werden. Nils Foerster, künstlerischer Chef der Brotfabrikbühne, die jährlich 300 Aufführungen für Erwachsene und Kinder bietet, schätzt die Zuverlässigen. Auch hier spricht er von Vernetzung.

Das künstlerische Organisationsteam ist immer im Einsatz - berät, unterstützt, gibt dramaturgische Hilfe und ordnet letztlich den Spielablauf der Stücke. Kerstin Reichelt, in vielerlei Theaterarbeit erfahren, entzieht sich in dieser 24h-Ausgabe organisatorischer Verantwortung. Sie mischt sich unter die Regisseure. Eins jedoch lässt sie sich nicht nehmen. »Ich backe die Geburtstagstorte!«

»24h-Stunden-Theater«, am 6. Oktober um 20 Uhr und am 7. Oktober von 8 und 20 Uhr in der Brotfabrik, Caligariplatz 1, Weißensee

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