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Was ich einst war - und was ich bin

Robin Lane Fox erzählt vom Leben des Augustinus von Hippo anhand seiner »Bekenntnisse«

  • Franziska Klein
  • Lesedauer: 3 Min.

Ob Augustinus tatsächlich der antike Mensch ist, »über den wir am meisten wissen«, sei dahingestellt. Ich hätte da eher auf Cäsar und Kleopatra, Alexander, Augustus oder auch Spartakus getippt. Aber gerade weil ich über den im Jahre 354 in Numidien, heute Algerien, geborenen und 430 ebendort gestorbenen Philosophen und Kirchenlehrer wenig weiß, habe ich die Biografie von Robin Lane Fox umso begieriger gelesen.

• Robin Lane Fox: Augustinus. Bekenntnisse und Bekehrungen im Leben eines antiken Menschen.
A. d. Engl. v. Karin Schuler u. Heike Schlatterer. Klett-Cotta. 746 S., geb., 38 €.

Der emeritierte Professor für Alte Geschichte der Universität Oxford versteht es meisterhaft, anhand der »Bekenntnisse« (Confessiones) des Augustinus dessen Leben, Charakter und Temperament, dessen Geistesgröße und Wirkungsmächtigkeit nahezubringen. Es ist gut, dass der Biograf selbst gefesselt ist von der »ruhelosen Intelligenz und grandiosen Weltgewandtheit« seines Protagonisten. Seine Sympathie und Faszination für diesen spiegeln sich in jeder Zeile des Buches und steigern den Lesegenuss.

Das Säculum, in dem Augustinus lebte, war kein kommodes. Kaiser Konstantin der Große machte das Christentum zur Staatsreligion (»Konstantinische Wende«), seine Söhne mussten das Römische Reich gegen Germanen und persische Sassaniden verteidigen. Am Ende seines Lebens musste Augustinus erleben, wie die Vandalen nach »Africa« übersetzten und Stadt um Stadt eroberten. Den Untergang des Weströmischen Reiches im Jahre 476 erlebte er indes nicht mehr. Wie stets in Zeiten von Umbrüchen, Unruhe und Umorientierung, die der Sturz heidnischer Götter, gewaltsame Auseinandersetzungen und das Verschmelzen konträrer Kulturen mit sich bringen, sind kluge Köpfe gefragt, die Ruhe bewahren, Halt geben. Ein solcher sollte Augustinus werden, was ihm nicht an der Wiege prophezeit worden war. Im Gegenteil, er war in seiner Jugend ein Desperado.

Sein Vater Patricius, der eine kleine Scholle sein Eigen nannte, war Heide; erst kurz vor seinem Tod ließ er sich taufen. Mutter Monica, eine Berberin, war Christin und erzog den Sohn christlich. Augustinus studierte Rhetorik in Karthago, befasste sich mit Cicero und wurde Rhetoriklehrer in Mailand, wo er durch Bischof Ambrosius die platonisierende Bibelauslegung kennenlernte, aber auch in eine tiefe psychische und physische Krise geriet und den Beruf aufgeben musste. Ein Bekehrungserlebnis 386 riss ihn aus der Depression und Apathie, er beschloss, auf Ehe, Sex, Ruhm und Luxus zu verzichten, ein kontemplatives Leben zu führen.

391 übersiedelte Augustinus in die nordafrikanische Stadt Hippo Regius, um ein Kloster zu gründen. Er ließ sich zum Priester weihen, wurde Bischof und verfasste zahlreiche theologische Schriften, darunter »Über die Dreieinigkeit« (De Trinitate) sowie - unter dem Eindruck der Eroberung Roms durch die Westgoten - »Über den Gottesstaat« (De civitate Dei). Auch die »Confessiones« entstanden dort. In diesen erinnert Augustinus, »was ich einst war«. Er berichtet von Diebstählen als Jugendlicher, von seiner Konkubine und Sexbesessenheit, von weltlichen Ambitionen und seiner Mitgliedschaft in einer geächteten Gruppe. Sodann erklärt er, »was ich bin«: seine Wandlung, innere Einkehr und seine Festigkeit im Glauben. Zu einer solch selbstkritischen Betrachtung samt energischer Konsequenzen ist nicht jedermann in der Lage. »Das Werk ist ganz anders, als jedes frühere oder spätere. Es ist ein christliches Meisterwerk, doch sein Zauber wirkte und wirkt weit über die christliche Kirche hinaus«, schreibt Fox.

Dieses Buch, das schon jetzt als das Standardwerk über Augustinus bezeichnet werden kann, dürfte nicht nur Christen interessieren.

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