Gleiche Rechte für alle

Nicolas Šustr wundert sich über kirchliche Sonderrechte

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 1 Min.

»Ich mag Katholiken, aber ich kann unter ihnen nicht leben«, sagt ein Freund von mir. Insofern hat er sich mit Berlin die richtige Stadt ausgesucht. Für Katholiken arbeiten könnte er auch hier in der Diaspora nicht, zumindest wenn er für deren Verhältnisse allzu offen mit seiner Homosexualität umginge. Was er tut. Denn die Kirchen als Arbeitgeber können einen unliebsamen Lebenswandel, auch wenn er sich voll und ganz auf dem Boden des Grundgesetzes bewegt, mit Kündigung sanktionieren. Das Allgemeine Gleichstellungsgesetz gilt nur bedingt im kirchlichen Arbeitsrecht. Ob Beschäftigte der Kirchen streiken dürfen, ist bisher auch nicht eindeutig geregelt. Das eine Gericht sagt Ja, das andere Nein.

Kurzum: Die Kirchen haben selbst in weltlichen Bereichen wie der Kinderbetreuung und dem Krankenhausbetrieb eine Menge Sonderrechte, nach denen so mancher Arbeitgeber sich alle zehn Finger lecken würde. Bei unbotmäßigem Verhalten ist es schnell vorbei mit der christlichen Barmherzigkeit. Natürlich ist es schwer vorstellbar, dass die Kirche einen Pfarrer weiterbeschäftigt, der aus ihrer Organisation ausgetreten ist. Aber welche Rolle spielt das bei einer Reinigungskraft oder einem Kindergärtner? Es ist höchste Zeit für die Abschaffung der Sonderrechte.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.