Wie aus »Werther Herr« ein »Lieber Herr Doctor Marx« wurde

  • Lesedauer: 2 Min.

Was ging in Marx vor, als er am 12. April 1867 vom Dampfer »John Bull« in Hamburg an Land ging, sich zu Fuß oder mit dem Pferdeomnibus zu Zingg’s Hotel vis à vis der Börse begab und sodann zum Verlagshaus von Otto Meissner (s. Foto), mit dem er anschließend noch kneipte? Dies und mehr wollte Jürgen Böning wissen und begab sich auf Spurensuche. Das Vorstandsmitglied der Stiftung Historische Museen Hamburg folgte dem Hinweis des Berliner Marx-Forschers Rolf Hecker, dass der Autor des »Kapitals« mindestens fünf Mal in der Hansestadt weilte: im Vormärz 1845, während der Revolution 1849, im Jahr, als sein Hauptwerk den Siegeszug um die Welt antrat, sowie 1869 und 1874. Dem Ergebnis seiner Recherchen hat Böning eine Karte beigefügt, auf der er 17 Orte vermerkte, an denen Marx nachweislich weilte. Herzstück seines Buches freilich ist der Produktionsprozess des »Kapitals«. Der Technikhistoriker informiert, dass Setzer und Drucker 3,2 Tonnen Blei bewegten. Und wie für den Verleger aus »Werther Herr« alsbald ein »Lieber Herr Doctor Marx« wurde. Böning, der auch zu Stadtrundgängen zum Thema einlädt, berichtet, was der Philosoph aus Trier in der Stadt an Alster und Elbe sah (das Rathaus stand noch nicht) und wen er wann zu welchem Zweck traf. Zudem diskutiert er, warum es in Hamburg zwar ein Bismarck-, aber kein Marx-Denkmal gibt. Ein fakten- und aufschlussreiches, schön gestaltetes Buch. Nicht nur für Hamburger. ves

Jürgen Böning: Karl Marx in Hamburg. Der Produktionsprozess des »Kapitals«. VSA, 182 S., geb., 19,80 €. Foto aus Buch

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -