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Bunte Mischung am Alex

Bausenatorin: Haus der Statistik soll »wirkliche Koproduktion« mit Bürgern werden

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Das ist ein besonderes Haus an einem besonderen Ort«, sagt Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) über das Haus der Statistik am Alexanderplatz. Sie freut sich, dass die künftige Entwicklung des Ensembles eine »wirkliche Koproduktion, die höchste Form der Bürgerbeteiligung«, werde. Dann unterzeichnet sie die Kooperationsvereinbarung mit der Genossenschaft ZUsammenKUNFT, dem institutionellen Arm der gleichnamigen Initiative, die sich für eine modellhafte bürgerschaftliche Entwicklung und Nutzung des Komplexes einsetzt.

Bis August gehe es »in erster Linie um Zielvereinbarungen zum Nutzungskonzept, zur Partizipation sowie um Organisations- und Finanzierungsmodelle«, sagt Architekt Christian Schöningh von der Initiative. Neben der Stadtentwicklungsverwaltung sind auch das Bezirksamt Mitte, die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) und die der Finanzverwaltung unterstellte Berliner Immobilienmanagement (BIM) beteiligt. Deren Vertreter sind ebenfalls an diesem Montagmorgen zur Unterzeichnung in das Zentrum für Kunst und Urbanistik in den ehemaligen Moabiter Güterbahnhof gekommen.

Die Atmosphäre ist außerordentlich freundlich. Als »unheimlich konstruktiv« lobt BIM-Geschäftsführer Sven Lemiss die bisherigen Gespräche. Die Initiative zeige großes Verständnis für die Zwänge im öffentlichen Bereich, der BIM sei klar, dass ein »hohes Maß an Rückkopplung« mit den verschiedenen Partnern nötig sei. »Wir wollen nicht nur zahlenmäßig, sondern auch qualitativ ergänzend bauen«, sagt WBM-Chef Jan-Robert Kowalewski. »Wir freuen uns auf die gemischte Akteurskomposition.«

Den zähen Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über den Verkauf des Hauses der Statistik kann Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sogar etwas Positives abgewinnen: »In der Phase, als wir noch nicht wussten, ob wir das Gebäude überhaupt bekommen, konnten wir Vertrauen zueinander finden.« Nun gehe es darum, miteinander zu streiten, »damit etwas wirklich Gutes entsteht«.

Ganz offen ist die Entwicklung nicht. Die beiden großen Flachbauten Richtung Moll- und Berolinastraße werden abgerissen, unter anderem um bis 2023 den Neubau für das Rathaus Mitte zu errichten. Immerhin 40 Prozent der neu zu bauenden Fläche dort soll soziokulturell genutzt werden. Dies gilt auch für die Erdgeschosse der zu sanierenden Bestandsbauten. Doch zu 80 Prozent werden diese für Verwaltungszwecke genutzt werden. »Ohne diese Zweckbindungserklärung hätten wir das Haus überhaupt nicht vom Bund bekommen«, erklärt Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD). »Die Enthusiasten auf Bundesseite waren relativ dünn gesät.« Neue Wohnungen sollen auf dem derzeit als Parkplatz genutzten Hof Richtung Haus der Gesundheit entstehen - der Löwenanteil durch die WBM, ein Fünftel genossenschaftlich organisiert.

»Das Haus der Statistik und das Dragonerareal sind die zwei wichtigsten Projekte für einen neuen Umgang mit der Stadtentwicklung«, sagt Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg und ebenfalls Mitbegründer der Initiative. Bisher wollte der Senat das Grundstück des Dragonerareals von landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften von der BImA erwerben lassen. Das lehnt die Initiative »Stadt von unten« ab, da so die Eigentumsfrage »am laufenden Beteiligungsverfahren vorbei entschieden« werde. Diskutiert werde im Senat nun eine Eigentümerschaft des »Sondervermögens Daseinsvorsorge«, teilt Finanzsenator Kollatz-Ahnen auf nd-Anfrage mit. Das sei »ein gangbarer Weg«, heißt es bei »Stadt von unten«. Eine Entscheidung muss bald fallen, der Kauf des Geländes muss bis Ende Juni beurkundet sein.

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