Wider das Leugnen

Holocaust-Überlebende mahnt zur Erinnerung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In einer bewegenden Rede vor dem Bundestag anlässlich der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus hat die Holocaust-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch dazu aufgefordert, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten. Sie könne es der Jugend nicht verübeln, sich nicht damit identifizieren zu wollen, sagte die 92-Jährige am Mittwoch bei der Gedenkstunde für die Opfer des Hitler-Regimes in Berlin. Die Generation der Täter gebe es nicht mehr. »Aber leugnen, dass auch das zur deutschen Vergangenheit gehört, darf nicht sein«, sagte sie.

Lasker-Wallfisch gehörte als Cellistin zum sogenannten Mädchenorchester des Vernichtungslagers Auschwitz. Die Kapelle musste unter anderem beim Ein- und Ausmarsch der Arbeitstrupps spielen, bei der Ankunft Gefangener oder zur Unterhaltung des Wachpersonals.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Renate Lasker-Harpprecht überlebte Lasker-Wallfisch Auschwitz und danach auch das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Die Musikerin lebt heute in Großbritannien. Auf deutschen Boden habe sie nach dem Holocaust keinen Fuß mehr setzen wollen, sagte sie. »Mein Hass auf alles, was deutsch war, war grenzenlos«, sagte sie. Das habe sich geändert: »Hass ist ein Gift und letzten Endes vergiftet man sich selbst.«

In ihrer Rede vor den Abgeordneten, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und weiteren Vertretern der Verfassungsorgane würdigte sie auch die Flüchtlingspolitik 2015. »Für uns haben sich die Grenzen damals hermetisch geschlossen«, sagte Lasker-Wallfisch, die mit ihrer Schwester mithilfe gefälschter Papiere versuchte, dem NS-Regime zu entfliehen. Heute habe Deutschland die Grenzen geöffnet mit einer »unglaublich generösen, mutigen, menschlichen Geste«, sagte Lasker-Wallfisch. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.