Wider das Leugnen
Holocaust-Überlebende mahnt zur Erinnerung
Berlin. In einer bewegenden Rede vor dem Bundestag anlässlich der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus hat die Holocaust-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch dazu aufgefordert, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten. Sie könne es der Jugend nicht verübeln, sich nicht damit identifizieren zu wollen, sagte die 92-Jährige am Mittwoch bei der Gedenkstunde für die Opfer des Hitler-Regimes in Berlin. Die Generation der Täter gebe es nicht mehr. »Aber leugnen, dass auch das zur deutschen Vergangenheit gehört, darf nicht sein«, sagte sie.
Lasker-Wallfisch gehörte als Cellistin zum sogenannten Mädchenorchester des Vernichtungslagers Auschwitz. Die Kapelle musste unter anderem beim Ein- und Ausmarsch der Arbeitstrupps spielen, bei der Ankunft Gefangener oder zur Unterhaltung des Wachpersonals.
Gemeinsam mit ihrer Schwester Renate Lasker-Harpprecht überlebte Lasker-Wallfisch Auschwitz und danach auch das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Die Musikerin lebt heute in Großbritannien. Auf deutschen Boden habe sie nach dem Holocaust keinen Fuß mehr setzen wollen, sagte sie. »Mein Hass auf alles, was deutsch war, war grenzenlos«, sagte sie. Das habe sich geändert: »Hass ist ein Gift und letzten Endes vergiftet man sich selbst.«
In ihrer Rede vor den Abgeordneten, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und weiteren Vertretern der Verfassungsorgane würdigte sie auch die Flüchtlingspolitik 2015. »Für uns haben sich die Grenzen damals hermetisch geschlossen«, sagte Lasker-Wallfisch, die mit ihrer Schwester mithilfe gefälschter Papiere versuchte, dem NS-Regime zu entfliehen. Heute habe Deutschland die Grenzen geöffnet mit einer »unglaublich generösen, mutigen, menschlichen Geste«, sagte Lasker-Wallfisch. epd/nd
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