Gipfel ohne Hauptdarsteller

Japan, Südkorea und China beraten über Nordkoreas Atomprogramm

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 3 Min.

Während alle Welt gespannt auf das Treffen zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump wartet, findet am Mittwoch in Tokio ein weiterer historischer Gipfel statt: Japans Regierungschefs Shinzo Abe trifft sich mit Chinas Premierminister Li Keqiang und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In. Bei dem Dreiertreffen nicht anwesend sein wird Kim Jong Un. Wobei sich doch alles um Nordkorea und dessen Atomprogramm drehen wird.

65 Jahre lang erstarrte ein Patt die Region, mit dem die Großmächte China, USA und Russland gut leben konnten. Nach Kim Jong Uns Olympiainitiative kommt nun eine Dynamik ins Rollen, die vieles verändern könnte. Wobei alle fürchteten, sie könnten verlieren.

Gastgeber Japan hatte sich in der Vergangenheit im Konflikt um das Atomprogramm Nordkoreas konfrontativ gezeigt, Trumps Prahlen, Kim eine »blutige Nase« zu verpassen und den größeren Atomknopf zu haben, beklatscht. Dementsprechend kalt wurde Tokio erwischt, als Trump auf das Gesprächsangebot Kims einging. Pjöngjang verhandelt inzwischen mit Seoul, Peking, Washington und Moskau, also mit allen anderen Teilnehmern der Sechsergespräche zur Atomabrüstung Nordkoreas im vergangenen Jahrzehnt. Nur mit Tokio nicht. Abes Ankündigung, er erwarte »eine gründliche Diskussion, wie wir Nordkorea auf den rechten Weg bringen können, um die Frage der Verschleppten, um die Raketen und darum, das Atomprogramm zu lösen und eine helle Zukunft zu schaffen« kann darüber nicht hinwegtäuschen.

Eigentlich sollte es bei dem Dreiergipfel, der noch vor Nordkoreas Olympiainitiative geplant wurde, um wirtschaftliche Themen gehen. 2008 trafen sich die Regierungschefs Japans, Chinas und Südkoreas das erste al zu einem Gipfel in Fukuoka und vereinbarten, das Treffen jährlich zu wiederholen. Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen fanden statt, und manch einer träumte gar von einer ostasiatischen Gemeinschaft ähnlich der Europäischen Union. Aber dann kamen in Tokio Shinzo Abe, in Peking Xi Jinping und in Seoul Park Geun Hye an die Macht, die alle eigene Vorstellungen hatten und vier der letzten fünf »alljährlichen« Dreiergipfel ausfallen ließen.

Seit eineinhalb Jahren sorgt nun Donald Trump dafür, dass Positionen überdacht werden und Bewegung in die Beziehungen kommt. Sei es mit der direkten Drohung mit Handelsschranken oder der indirekten Drohung mit militärischem Rückzug, der US-Präsident schreckt die Verbündeten auf. Japan und China wagten in Folge schon im vergangenen Jahr eine Annäherung, am Freitag telefonierten auf Bitte Tokios Abe und Xi zum ersten Mal miteinander.

Überhaupt ist Trump neben Kim der zweite Schattenanwesende auf dem Gipfel. Sichtlich geschmeichelt ob der Rufe nach dem Friedensnobelpreis für den US-Präsidenten wegen des möglichen Friedens auf der koreanischen Halbinsel, tönt Trump vor sich her, seine harte Linie habe Pjöngjang zum Einlenken gebracht. Die offizielle nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA zitierte am Sonntag einen Offiziellen, der sich über Versuche Washingtons beschwerte, die »Öffentlichkeit zu täuschen«, US-Druck sei der Grund für Kims Werben für eine Denuklearisierung. Einher ging die Warnung, Nordkorea nicht weiter zu provozieren, sonst könnte die Dialogatmosphäre zerstört werden.

Tatsächlich dürfte die Wandlung Kims vor auch auf Druck Chinas stattgefunden haben, das Instabilität oder gar einen Krieg an der eigenen Grenze fürchtet und amerikanische Atomwaffen auf der Peninsula ablehnt. Gereizt reagiert Peking auf den vergangenes Jahr in Südkorea aufgebauten amerikanische Raketenschutzschild THAAD. Eine Annäherung der beiden Koreas könnte China die Möglichkeit eröffnen, einen Keil zwischen Seoul und Washington zu treiben. Denn Moon dürfte sich im Gegenzug für den Abbau nordkoreanischer Atomwaffen kaum einer Reduzierung amerikanischer Truppen im Land und dem Abbau des THAAD verweigern können.

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