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Unterkunftskosten von Hartz-IV-Empfängern stark gestiegen
25 Prozent Mietsteigerung seit 2011 / Durchschnittliche Wohnfläche pro Bedarfsgemeinschaft sinkt
Berlin. Hartz-IV-Empfänger wohnen in immer teureren, aber kleineren Wohnungen. Die gestiegenen Wohnkosten erhöhen die Ausgaben der Jobcenter, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht. Die laufenden anerkannten Wohnkosten ohne Betriebskosten und Heizung stiegen zwischen 2011 und 2017 von 4,79 Euro auf 6,10 Euro pro Quadratmeter. Das entspricht einem Plus von rund 25 Prozent. Die Linken forderten politische Konsequenzen.
Die durchschnittliche Wohnfläche einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft verkleinerte sich zwischen 2011 und 2017 von 63,30 auf 61,27 Quadratmeter, wie es in der Antwort weiter heißt, über die zuerst das »RedaktionsNetzwerk Deutschland« (Dienstag) berichtete. Die durchschnittlichen monatlichen Unterkunftskosten stiegen von gut 915 Millionen Euro im August 2011 auf 1,02 Milliarden Euro im August 2017. Zugleich sank in diesem Zeitraum die Zahl der Bedarfsgemeinschaften mit anerkannten Kosten der Unterkunft um rund 200.000 auf 3,07 Millionen.
Der prozentuale Anteil der Unterkunftskosten an allen laufenden Kosten der Unterkunft stieg demnach von 67,3 Prozent auf 69,1 Prozent. Insgesamt gab der Bund im August 2017 für die Wohnungen, die Betriebs- und die Heizkosten von Hartz-IV-Empfängern knapp 1,5 Milliarden Euro aus. Nach Angaben der Linken entspricht dies den Ausgaben des Bundes für den sozialen Wohnungsbau im gesamten vergangenen Jahr.
Von 2016 auf 2017 ließen sich besonders große Steigerungen in verschiedenen süddeutschen Großstätten beobachten, wie aus der Antwort der Bundesregierung hervorgeht: In Reutlingen stiegen die anerkannten Kosten der Unterkunft von 7,47 Euro auf 13,74 Euro pro Quadratmeter, also um fast das Doppelte. In Nürnberg wurden 2016 9,33 Euro pro Quadratmeter anerkannt, ein Jahr später waren es 13,85 Euro.
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