Öko-Bauer sucht Land

Verbraucher und Erzeuger diskutierten über die Zukunft nachhaltiger Agrarwirtschaft

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

»Support your local farmer!« Was so viel heißt wie »Unterstütze Deinen lokalen Bauern!« Unter diesem Motto fand am Donnerstag ein Informationskongress zum Thema ökologische Landwirtschaft in der Projektlocation »Baumhaus« in der Gerichtstraße in Wedding statt.

Im Zentrum der Veranstaltung, die von der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg zusammen mit der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) organisiert wurde, stand die Diskussion über alternative Beteiligungs- und Finanzierungsformen in der regionalen Landwirtschaft. Zum Mitdiskutieren eingeladen waren Konsumenten, Investoren, Entscheidungsträger sowie interessierte Vertreter aus der Zivilgesellschaft.

»Unser Anliegen ist es, die Agrar- und Ernährungswende auf den Höfen in unserer Region voranzutreiben«, sagte Jochen Fritz vom Vorstand der Regionalwert AG. Aufgrund der politischen Rahmenbedingungen in der Boden- und Agrarförderungspolitik in Europa sei es für kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe zusehends schwieriger, mit der auf Export und Wachstum ausgerichteten Agrarindustrie zu konkurrieren. »Es braucht viele unterschiedliche Finanzierungs- und Beteiligungsformen, um Existenzgründungen in der ökologischen Landwirtschaft zu ermöglichen und bäuerliche Betriebe dauerhaft zu sichern«, sagte Fritz.

Die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, ökologische Unternehmen und Bio-Betriebe entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Region zu unterstützen. Wenn ein Betrieb zum Beispiel ein neues Stallgebäude errichten oder ein Stück Land kaufen will, stellt die Regionalwert AG für die Investitionen Eigenkapital zur Verfügung.

Dafür ist die AG dann an den erzielten Gewinnen beteiligt. »Wir unterstützen alle Betriebe, die soziales Engagement mit Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen wollen«, sagte Fritz. Im Jahr 2018 bekam die Regionalwert AG eine genehmigte Kapitalerhöhung von 99 500 Euro, die Anfang dieses Jahres erfolgreich eingetragen wurde. Das Eigenkapital der AG liegt somit bei nunmehr 325 000 Euro bei bisher 225 Aktionären.

»Wir sind mit unserem Modell auf einem sehr guten Weg«, sagte Fritz. Man sei auch deswegen so erfolgreich, da die Betriebe in Brandenburg mit Berlin einen der stärksten Wachstumsmärkte für nachhaltig produzierte Biolebensmittel in Europa vor der Tür haben.

Wie solidarische und ökologische Landwirtschaft in Brandenburg konkret aussehen kann, schilderte Stephanie Wild vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft. Wild hat das Landgut Lübnitz bei Bad Belzig südlich von Berlin mit aufgebaut. »Alles hatte 2004 mit zwei Hektar an Land angefangen, die wir als Freundeskreis gekauft hatten«, erzählte Wild.

Inzwischen ist das Gut zu einem funktionierenden Landwirtschaftsbetrieb geworden, der derzeit rund 30 Menschen mit Obst und Gemüse versorgt. »Das Landgut beliefert die Verbraucher direkt«, sagte Wild. »So wird die Landwirtschaft von Konsumenten und Erzeugern gleichermaßen getragen.«

Das Modell funktioniert so: Die Mitglieder des Landguts Lübnitz zahlen monatlich einen Beitrag von 80 Euro. Dafür dürfen sie sich dann jeden Dienstag und Freitag je nach Saison ackerfrisches Gemüse oder verarbeitete Produkte wie Honig aus dem Bioladen abholen. Da sowohl die Konsumenten als auch die Produzenten über die Bewirtschaftung mitreden können sollen, kommen alle mindestens ein Mal im Jahr zur Mitgliederversammlung zusammen. »Inzwischen hat sich vom Landgut aus auch eine sehr aktive Arbeit in die Dorfgemeinschaft hinein entwickelt«, sagte Wild. In Brandenburg hat das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft 16 Mitgliedsbetriebe, auf dem Berliner Stadtgebiet zwei.

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