Raubbau ist lukrativ

Amazonas-Gipfel zur nachhaltigen Entwicklung

»Wir werden über eine gemeinsame Politik des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung unserer Region sprechen.« Die Aussage stammt vom ultrarechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, bezieht sich auf die Präsidenten der Amazonas-Länder und ist eine Reaktion auf die verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet. Bolsonaro selbst hat aber seine geplante Teilnahme an dem am Freitag beginnenden Amazonas-Gipfel im kolumbianischen Leticia abgesagt. Bolsonaro müsse sich auf einen für nächste Woche anberaumten medizinischen Eingriff vorbereiten, sagte ein Regierungssprecher.

Die Amazonas-Metropole Leticia liegt im Dreiländereck Kolumbien, Brasilien und Peru. Amazonien erstreckt sich über mehrere Länder Südamerikas. Zwar liegen 58 Prozent seiner Wälder in Brasilien, aber auch Peru (13 Prozent), Kolumbien (zehn Prozent), Bolivien (acht Prozent), Venezuela mit sechs Prozent sowie Ecuador, Surinam, Französisch-Guayana und Guyana mit kleineren Teilen müssten aus ökologischen Gründen ein großes Interesse daran haben, die galoppierende Zerstörung des Urwaldes zu stoppen. Doch oft überwiegen ökonomische Interessen, der Raubbau lässt sich lukrativ auf dem Weltmarkt vermarkten - ob Holz, Soja oder Rindfleisch und solange es noch etwas zu rauben gibt.

Bei dem regionalen Gipfeltreffen sollte es um die schweren Waldbrände gehen, die derzeit im Amazonasgebiet wüten. Die Brände sorgen seit einigen Wochen für Streit zwischen Bolsonaro und internationalen Regierungen. Unter wachsendem Druck hatte Bolsonaro ein Dekret erlassen, das das Abbrennen von Flächen für 60 Tage untersagt. Aber dass seine Regierung an dem Kurs des Raubbaus festhält, wurde am Dienstag erneut deutlich. Laut Verfassung ist der Abbau von Bodenschätzen in indigenen Gebieten zwar grundsätzlich erlaubt. Da es bislang aber keine genauen gesetzlichen Regelungen gibt, gilt er derzeit als illegal. Fortan wird Bergbau in indigenen Gebieten offiziell erlaubt, teilte Bolsonaros Stabschef Onyx Lorenzoni nach einem Treffen mit Gouverneuren mehrerer Bundesstaaten mit.

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Kolumbiens Präsident Iván Duque hat die Präsidenten der Anrainer-Staaten zu dem Gipfeltreffen geladen, nur Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro nicht. 35 Prozent von Kolumbien sind Amazonas-Tropen. Und nach Brasilien ist Kolumbien das Land mit der größten Biodiversität auf der Welt. »Jedermann ist klar, dass die Welt die Herausforderungen des Klimawandels annehmen muss, der unsere Wasserquellen, Flüsse und auch unsere Ökosysteme gefährdet.« Ob Duques Worten entschiedene Maßnahmen folgen, ist fraglich. Bisher gilt auch dort das Primat der Ökonomie.

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