Empörend

  • Andrej Reder
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Entscheidung einer Finanzbehörde über den Entzug der Gemeinnützigkeit für die bedeutendste antifaschistische Vereinigung Deutschlands ist empörend, denn sie soll deren Mitglieder und Sympathisanten ihrer bewährten Organisation berauben. In Fortsetzung des Kampfes der Antihitlerkoalition gegen Faschismus setzt sie sich für Frieden und Völkerverständigung ein. Aus eigener Erfahrung kann ich versichern, dass die heutigen Kameraden der VVN-BdA sich dem Schwur der überlebenden Häftlinge des Konzentrationslagers in Buchenwald verpflichtet fühlen und keinerlei extremistische Ziele und Absichten verfolgen.

Das Vorgehen der Finanzverwaltung ist empörend und beschämend, da diese Entscheidung ausgerechnet in Deutschland getroffen wurde und Berlin betrifft, von wo aus die deutschen Faschisten den verbrecherischsten Krieg geführt haben; weil der Entzug der Gemeinnützigkeit jetzt erfolgt, da die Nazifaschisten erneut Deutschland weit ihr Haupt erheben; da die Gemeinnützigkeit von einer SPD geführten Verwaltung und in einem Bundesland entzogen wird, das rot-rot-grün regiert wird, und weil der unerhörte Vorgang nur wenige Monate vor dem 75. Jahrestag der Befreiung der Völker vom Faschismus geschieht.

Als Sohn antifaschistischer Eltern, die von den Nazis in Deutschland und anderen europäischen Ländern verfolgt wurden, gezwungen waren zu emigrieren, in die Fänge des NKWD gerieten und nach 17-jähriger Zeit im stalinschen Gulag aktive VVN-Mitglieder wurden, war es für mich nur folgerichtig, dass ich 1990 Mitglied des Bundes der Antifaschisten wurde. Als Mitglied des Arbeitskreises Frieden der Berliner VVN-BdA fordere ich die Rücknahme der skandalösen Entscheidung - damit auch wir ungehindert unsere Tätigkeit fortsetzen können. Diese Forderung erhebe ich nicht zuletzt im Namen von Familienopfern der Nazibarbarei.

Andrej Reder ist Diplomstaatswissenschaftler und lebt in Berlin.

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