Erste Schulen wegen Corona geschlossen

Unterricht fällt als Vorsichtsmaßnahme aus

  • Claudia Krieg und Rainer Rutz
  • Lesedauer: 3 Min.

Erst machte am Montag die private Berlin Metropolitan School in Mitte dicht, wenige Stunden später wurde auch die öffentliche Emanuel-Lasker-Schule in Friedrichshain geschlossen, am Dienstagmorgen folgte die benachbarte Modersohn-Grundschule: Das Virus Sars-CoV-2 hat in weniger als 48 Stunden nach Bekanntwerden des ersten Berliner Corona-Patienten die Schulen der Hauptstadt erreicht.

Die Begründungen für die drei Schließungen könnten gleichwohl unterschiedlicher kaum sein. An der Privatschule in Mitte etwa liegt nicht einmal ein konkreter Verdachtsfall vor. Der Vater eines Schülers arbeitet jedoch in derselben Firma wie der 22-jährige »Patient Nummer 1«, der seit Sonntag auf einer Isolierstation der Charité liegt.

Durchaus handfester sieht die Sachlage an der Lasker-Schule aus. Hier ist ein Lehrer positiv auf das Virus getestet worden, der mit 74 Schüler*innen und sechs Lehrkräften auf einer Klassenfahrt in Südtirol war. Nach der Rückkehr entwickelte der Mann aus Marzahn-Hellersdorf Krankheitssymptome, zurzeit wird er im Vivantes-Klinikum Kaulsdorf isoliert und behandelt. Die Schule an der Modersohnstraße bleibt nun laut einer Mitteilung »bis auf Weiteres« geschlossen.

Als Vorsichtsmaßnahme gilt das auch für eine benachbarte Filiale der Modersohn-Grundschule. Hier gab die Schulleitung den Schüler*innen am Dienstag wegen der räumlichen und personellen Verflechtungen mit der Lasker-Schule frei. Betroffen sind nach Informationen der Lasker-Schule auch Abiturient*innen der Kreuzberger Refik-Veseli-Schule, die ihre gymnasiale Oberstufe im Verbund mit der Friedrichshainer Sekundarschule anbietet.

Die beiden Schließungen in Friedrichshain waren mit der Berliner Gesundheits- und Bildungsverwaltung abgestimmt. Überrascht wurde zumindest das Haus von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) dagegen vom Schritt der Berlin Metropolitan School. Wie Scheeres’ Sprecher Martin Klesmann sagt, habe deren Schulleitung »eigenmächtig« gehandelt. Klesmann stellt klar, dass sich auch Privatschulen an die Regeln für Schließungen zu halten haben. Die sehen vor, dass erst das zuständige Gesundheitsamt eingeschaltet und der Schulaufsicht ein amtsärztliches Schreiben vorgelegt wird. Generell »nehmen wir die Sorgen aber äußert ernst«. Auch deshalb sei die Bildungsverwaltung »der Auffassung, dass eine solche Entscheidung im Ermessensspielraum der Schule liegt.«

Unterdessen stieg die Zahl der Infizierten in und um Berlin im Laufe des Dienstags weiter an. Bis Redaktionsschluss wurden für Berlin insgesamt fünf Fälle bestätigt. Hinzu kommt ein Mann im Brandenburger Landkreis Oberhavel. Auch er hatte sich wohl in Südtirol angesteckt.

An der Charité wurde derweil eine Untersuchungsstelle für Patient*innen mit Infektionssymptomen eröffnet. Die Einrichtung auf dem Campus Virchow-Klinikum sollte dabei nur von Patient*innen mit Symptomen direkt aufgesucht werden, betont Sprecherin Manuela Zingl. Berliner*innen, die befürchten, sich angesteckt zu haben, sollen weiterhin zuerst die Hotline der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit (030/90282828) oder ihren Hausarzt anrufen.

Auch in anderen Bereichen der Charité spielt das Virus eine Rolle: Die Gewerkschaft Verdi hat den Warnstreik bei der Charité Facility Management GmbH (CFM), einer Tochtergesellschaft der Charité, ausgesetzt. Am Montag hatten noch mehrere Hundert Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Diese seien nun mit der Frühschicht am Dienstag bis auf Weiteres an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt, teilte Verdi mit. »Wir handeln verantwortungsvoll und wollen in den Krankenhausbereichen keine unkontrollierbaren Verbreitungsherde durch das Virus riskieren«, sagt Verdi-Verhandlungsführer Marco Pavlik. Sobald sich die Lage geklärt habe, werde man die Warnstreiks fortsetzen.

Am Dienstag wurde außerdem eine für den 11. März vor dem Roten Rathaus geplante große Anti-Terror-Übung wegen Sars-CoV-2 verschoben. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hält die Absage von Veranstaltungen für einen möglichen Weg, um eine stärkere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Das öffentliche Leben müsse aber weitergehen, so Müller. Von flächendeckenden Schulschließungen halte er nichts.

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