Systemverbindender Kommerz

Kurt Stenger über das Investitionsabkommen EU-China

Es ist zwar noch etwas früh für eine endgültige Bewertung, aber die weltwirtschaftliche Ordnung dürfte sich zum Jahreswechsel 2020/21 deutlich verändert haben. Mit der Grundsatzeinigung der EU mit China auf ein Investitionsabkommen verlieren die USA am Ende der kurzen, aber schmerzhaften Ära Trump noch mehr an globaler Bedeutung. Die EU macht dem zuvor so lautstark bejubelten künftigen US-Präsidenten Joe Biden klar, dass seine Außenpolitik einer Koalition der alten Nato-Verbündeten gegen China sie null interessiert. Die kommerziellen Interessen sind einfach zu groß: Gerade die großen Exportnationen wie Deutschland suchen den Schulterschluss mit dem wirtschaftlichen Gewinner der Coronakrise, China. Und beide Seiten setzen auf die systemverbindende Strategie des internationalen Handelns und Investierens nach einheitlichen Regeln.

Sicher, bei den vielen offenen Details wird es noch ein hartes Ringen geben. Auch ist in der Praxis schwer vorstellbar, dass europäische Unternehmen in China zu Marktführern aufsteigen und dass chinesische Firmen in strategisch sensiblen Branchen Europas problemlos Übernahmen tätigen können. Das ist letztlich aber nicht entscheidend - es geht um ein Zeichen, dass ein Hau-Ruck-Protektionismus der USA à la Trump keine Zukunft hat.

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