Sicherheitshalber bleibt es doch beim Homeschooling

Wegen der hohen Infektionszahlen und zur Vermeidung weiterer Ansteckungsgefahren bleiben Berlins Schulen weitgehend zu - Senat reagiert mit Kurskorrektur auf Kritik

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Berlin. Nach einigem Hin und Her bleiben die Schulen in Berlin im Wesentlichen geschlossen. Das schulisch angeleitete Lernen zu Hause für Schüler der Klassen 1 bis 9 und für einige höhere Klassenstufen werde bis mindestens 25. Januar verlängert, teilte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitag mit. Bis dahin gilt keine Präsenzpflicht.

Für die Abschlussklassen 10, 12 und 13 an Gymnasien und Sekundarschulen sollen ab diesem Montag Präsenzangebote in kleinen Gruppen möglich sein. Ob Wechselunterricht mit Lernen zu Hause und in der Schule angeboten wird oder alles über Homeschooling läuft, sollen die jeweiligen Schulen mit den Elternvertretern selbst entscheiden.

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Am 19. Januar will der Senat darüber entscheiden, wie es ab dem 25. Januar mit dem Schulbetrieb an Grundschulen weitergeht. Bis dahin liegen wahrscheinlich verlässlichere Daten dazu vor, wie sich die Feiertage über Weihnachten und den Jahreswechsel auf das Corona-Infektionsgeschehen ausgewirkt haben und welche Rolle die neue Virusmutation spielt. Zudem sollen die Schulen sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern zusätzliche Förder- und Unterstützungsangebote unterbreiten, hieß es. An Grundschulen gibt es wie bisher eine Notbetreuung.

Am Mittwoch hatte der Senat beschlossen, den Lockdown bis zum 31. Januar zu verlängern, aber ab 11. Januar an Schulen für abschlussrelevante Jahrgänge generell wieder Wechselunterricht in kleinen Gruppen anzubieten. Ab 18. Januar sollten Grundschüler der Klassen 1 bis 3 und dann Schritt für Schritt weitere Klassenstufen folgen. Eine Woche nach den Winterferien sollte, so der Plan, der Präsenzunterricht ab 15. Februar für alle wieder regulär wie vor dem Lockdown laufen.

Dieses Vorgehen hatte heftige Kritik bei der Lehrergewerkschaft GEW, einigen Schulleitern, Eltern- und Schülervertretern, aber auch innerhalb der rot-rot-grünen Koalition hervorgerufen.Was darauf am Freitag folgte, waren hektische Bemühungen innerhalb der Koalition zur Krisenbewältigung. Nach Informationen der Deutsche Presseagentur dpa machten Linke und Grüne Druck auf Scheeres. Auch SPD-Landeschefin, Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, und ihr Kovorsitzender Raed Saleh hätten sich eingeschaltet. Wie es hieß, sei die neue Linie in einer langen Schalte unter anderem mit Scheeres und dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) abgesteckt worden. Der Kompromiss werde auch von Grünen und Linke mitgetragen. Die Bildungssenatorin hatte am Freitagnachmittag erklärt, man gehe mit dem Kurswechsel auf die vielfach geäußerten Sorgen an Schulen ein.

Giffey begrüßte die neue Regelung. »Ich finde es richtig, dass Bildungssenatorin Sandra Scheeres jetzt nach Abstimmung in der Koalition beschlossen hat, die Präsenzpflicht an Berliner Schulen bis zum 25. Januar auszusetzen«, sagte die Bundesfamilienministerin. »Die aktuellen Infektionszahlen machen deutlich, dass wir uns noch immer in der schwersten Pandemielage befinden, die wir bisher erlebt haben.« Bei allem richtigen Bemühen um Bildungsgerechtigkeit dürfe die Rückkehr zum Präsenzunterricht daher nicht vorschnell erfolgen. Es gelte, konsequent und verantwortungsvoll zu handeln und Gesundheitsschutz an oberste Stelle zu setzen.

Saleh begrüßte, dass Berlin nun ähnlich handele wie Brandenburg. »Damit ist ein einheitliches Vorgehen im Metropolenraum Berlin-Brandenburg sichergestellt.«

Der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner sprach von einem »Scheitern mit Ansage«. »Kurz vor knapp zieht Rot-Rot-Grün die Notbremse. Aber der Schaden ist bereits angerichtet«, erklärte er. »Mit ihrem eigensinnigen Vorpreschen hat die SPD-Bildungssenatorin maximale Verunsicherung ausgelöst.«

Positiv hatte der Bildungsdirektor der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, den Berliner Ansatz bewertet, auch Grundschüler wieder schnell an die Schulen zu bringen. »Es sind immer schwierige Abwägungen. Aber gerade in den ersten Schul- und Lebensjahren ist der Präsenzunterricht einfach nicht ersetzbar«, hatte der Bildungsforscher am Freitag dem RBB-Inforadio gesagt. »Insofern ist der Ansatz in Berlin, wenn das die Gesundheitslage zulässt, sehr vernünftig, dass man gerade bei den kleinsten Kindern schnell anfängt, auch in begrenzten Klassen.« Bildung sei immer Beziehungsarbeit und nicht nur Wissensvermittlung, so Schleicher. Und in den ersten Schuljahren sei schon deshalb Präsenzunterricht nötig, weil man bei Grundschülern kein selbstständiges Lernen zu Hause erwarten könne. Wechselunterricht und Digitalisierung brächten mehr in höheren Jahrgängen.

Der Mittlere Schulabschluss nach der 10. Klasse soll 2021 in Berlin ohne schriftliche Klausuren in Mathematik, Deutsch und einer Fremdsprache vergeben werden, teilte die Bil᠆dungssenatorin dem »Tagesspiegel« (Sonntag) mit. Die mündliche Präsentationsprüfung finde statt. Ähnlich wie 2020 wolle man so Schülern und Lehrern an Sekundarschulen und Gymnasien die Bewältigung des Schulablaufs in der Pandemie erleichtern. dpa/nd

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