Lockdown des Konsums
Die Wirtschaftsleistung brach vergangenes Jahr um fünf Prozent ein
Berlin. Will man das Wirtschaftsleben 2020 in einem Foto darstellen, dann wäre es ein geschlossenes Geschäft oder Restaurant oder eine leere Fußgängerzone. Mit dem ersten Lockdown in Folge der Coronapandemie im März kamen weite Teile des Wirtschaftslebens zum Erliegen. Von März bis Juni brach die Wirtschaftsleistung deswegen hierzulande um rund ein Zehntel ein. Es war ein historischer Einbruch. Ganz so schlimm ist die Konjunktur im vergangenen Jahr dann doch nicht verlaufen, auch weil es im Sommer einen ebenso historischen Aufschwung gab. Alles in allem ging das Bruttoinlandsprodukt 2020 um 5 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Zum Vergleich: 2009, nachdem die Banken bebten, belief sich das Minus auf 5,7 Prozent.
Doch betrafen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise die Menschen weitaus stärker als jene der Finanzkrise. Dies spiegelt sich auch in den Konsumausgaben der privaten Haushalte wieder: Stagnierten sie in der Krise vor einem Jahrzehnt, so gingen sie vergangenes Jahr um sechs Prozent zurück - so stark wie noch nie seit Beginn der Datenerhebung. Daran änderte auch die zeitweise Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 beziehungsweise von 7 auf 5 Prozent nichts.
Hätte der Staat nicht interveniert und mit Hilfspaketen die Wirtschaft gestützt, wäre die Konjunktur noch stärker eingebrochen. Dafür machte man Schulden; gemessen am Bruttoinlandsprodukt belief sich das Defizit auf 4,8 Prozent. Um die Krisenkosten stemmen zu können, fordert die Linke eine Vermögensabgabe und diskutiert, wie die Wiedereinführung der Vermögenssteuer aussehen könnte. Doch steht die Partei damit ziemlich allein da. So erteilten DGB-Chef Reiner Hoffmann und Grünen-Cochef Robert Habeck einer Steuerdebatte eine Absage. Sie hoffen stattdessen, dass der Staat aus den neuen Schulden herauswachsen kann. nd Seite 2
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.