Syrische Kinder: Leben im Ausnahmezustand

Zwangsrekrutierung, Verletzungen und Tod betreffen Tausende - Millionen sind auf der Flucht

Krieg ist grausam: Bei der gemeinsamen digitalen Pressekonferenz des Bundesentwicklungsministeriums und des UN-Kinderhilfswerks Unicef zu Syrien zehn Jahre nach Kriegsbeginn wurde das wiederum deutlich. In Syrien seien bislang mehr als 5700 Fälle verzeichnet worden, in denen Minderjährige für Kampfeinsätze rekrutiert worden seien. Mindestens 6400 Kinder seien in dieser Zeit durch Kriegshandlungen getötet, über 5500 weitere verletzt worden.

Rund 2,6 Millionen Kinder sind den Angaben zufolge als Binnenvertriebene innerhalb Syriens auf der Flucht, fast ebenso viele (2,5 Millionen) sind in die Nachbarländer Libanon, Türkei, Jordanien, Irak und Ägypten geflohen. Diese Zahl habe sich seit 2011 verzehnfacht. »Für die Kinder in Syrien ist der Ausnahmezustand Realität geworden«, erklärte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. Auch die Einstellung der Hauptkampfhandlungen habe nicht zu Lösung des Problems beigetragen, sondern es nur verlagert. »Rund 80 Prozent der Syrer leben aktuell in Armut. Der Stress des täglichen Überlebens hat inzwischen die Angst vor Kriegshandlungen abgelöst.«

Der Unicef-Regionaldirektor Mittlerer Osten und Nordafrika, Ted Chaiban, erklärte, nach aktuellen Schätzungen litten bereits eine halbe Million syrischer Kinder an chronischer Mangelernährung.

Daneben sei auch der Wunsch nach Bildung wieder verstärkt in den Vordergrund getreten. Laut Unicef besuchen rund 2,5 Millionen Kinder zurzeit keine Schule, da sie gezwungen sind, schon früh arbeiten zu gehen oder verheiratet werden. Es müsse nun alles darangesetzt werden, Kinder und ihre Familien zu stärken und ihnen Zugang zu Bildung wieder zu ermöglichen, so Schneider.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die Geberländer zu mehr Engagement für die notleidenden syrischen Kinder und Flüchtlinge aufgefordert. Derzeit fehle ein Betrag von 5,4 Milliarden Dollar (rund 4,54 Milliarden Euro), um das Überleben der Menschen in Syrien und den Nachbarländern zu sichern. mit Agenturen

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

- Anzeige -
- Anzeige -