Gründergeneration
Dem Antifaschismus verpflichtet
Von Anfang an wurde in dieser Zeitung Antifaschismus großgeschrieben. Selbstverständlichkeit. Verpflichtung. Das Blatt sah und sieht sich in der Tradition der deutschen Antifaschisten, darunter von den Nazis verfolgter Juden, in der Emigration gegründeter Publikationen wie »Aufbau« (New York), »Deutsche Blätter« (Santiago de Chile) oder »Freies Deutschland« (Mexiko). Deren Autorenliste liest sich wie ein Who is Who nationaler und internationaler Geistesgeschichte, von Hannah Arendt, Anna Seghers und Lion Feuchtwanger über Martin Buber, Albert Einstein und Gershom Scholem, Hermann Hesse, die Gebrüder Mann und Theodor Plievier bis Carl Zuckmayer.
Die Chefredakteure der ersten zwei Nachkriegsjahrzehnte - welche andere deutsche Zeitung kann das von sich behaupten! - waren aus dem Exil zurückgekehrt, aus Zuchthäusern und Konzentrationslagern befreit: Adolf »Lex« Ende, Rudolf Herrnstadt, Georg Stibi, der Auschwitz-Überlebende Hermann Axen und Rudolf »Rudi« Singer. Gleiches gilt für die erste Generation von Redakteuren und Redakteurinnen. Etwa Werner Goldstein, der nur dank Kindertransport nach England dem mörderischen Antisemitismus der Nazis entkommen war, und Gerhard Leo, im Widerstand in Frankreich - sie wurden Korrespondenten des ND in London und Paris. Oder Lothar »Kolja« Killmer aus der Bündischen Jugend, der mehrere KZs durchlitten hatte. Sie alle hatten dann indes selbst in der DDR Anfeindungen dogmatischer Ideologen zu erleiden.
Diese Redaktion gab aber auch einigen in der Jugend von den Nazis Verführten eine Chance. Der einstige Wehrmachtssoldat Hans Rehfeldt betonte immer wieder, wie dankbar er sei, dass ihm »die Russen im Kriegsgefangenenlager den Kopf gewaschen haben« und er eine Antifa-Schule besuchen durfte. Apropos: Einer der ältesten Abonnenten dieses Blattes, seit der ersten Ausgabe, ist der in Falkensee lebende Erhard Stenzel, Wehrmachtsdeserteur und Résistancekämpfer.
Karlen Vesper, Geschichtsredakteurin
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