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Kommen die Waldbrände?
Dr. Schmidt erklärt Die Welt
Dem Wald geht es nicht so gut. Und jetzt drohen mit der wärmeren Jahreszeit auch Waldbrände?
Mit Sicherheit. Aber weniger wegen der Wärme, sondern weil es sehr lange nicht regnet. Auch wenn es aktuell nicht mehr ganz so trocken ist.
Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort - und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.
Foto: nd/Ulli Winkler
Angeblich war es der kälteste April seit 40 Jahren.
Oha. Historisch in einer völlig anderen Zeit. Da hatten wir noch Kalten Krieg.
Auch damals war man in Sorge. Es hieß, der »saure Regen« lässt den Wald sterben.
Da regnete es Schwefeldioxid, das bei Verbrennung von salzhaltiger Kohle entstand, vor allen Dingen von Braunkohle. Besonders in der DDR, in Polen und der Tschechoslowakei.
Gestorben ist er jedenfalls nicht.
Nee. Nach der Wende wurde im Osten weniger Braunkohle verbrannt und wenn, dann mit Filtern in den Schornsteinen. In der Bundesrepublik gab’s die schon etwas früher.
Gab es damals auch schon Waldbrände?
Klar. Aber selten so große Flächenbrände. Im Brandenburgischen trocknete es schon immer schneller aus. Wegen des Sandbodens. Als Jugendlicher sah ich noch Dampfzüge durch die Gegend fahren. Da gab es neben den Gleisen extra breite Gräben, die den Wald vor dem Funkenflug schützen sollten.
Aber warum ist es heute so trocken? Bitte eine Erklärung in drei Sätzen.
Das liegt am Klimawandel. Hoch- und Tiefdruckgebiete haben sich so weit verschoben, dass es besonders im Nordosten, östlich der Elbe, deutlich trockener geworden ist.
Man hört immer wieder, dass der Wald falsch gepflanzt sei.
Wenn wir von Wald reden, dann reden wir in weiten Teilen Mitteleuropas von Baumplantagen, die zur Gewinnung von Nutzholz angepflanzt werden. Übermäßige Abholzung ist ein altes Problem. Kann man schon bei Wilhelm Hauff nachlesen, in »Das kalte Herz«. Das handelt davon, wie der Schwarzwald abgeholzt wurde, um Häuser und Schiffe zu bauen. Ein sächsischer Oberberghauptmann kam auf die Idee, den Wald wieder aufzuforsten, damit es genug Bau- und Brennmaterial gibt. Seitdem wurden Bäume nachgepflanzt, die schnell wachsen. Ergebnis: Fichten und Kiefern in Reih und Glied.
Und jetzt sind sie perdu.
Sie werden trocken, von Borkenkäfern oder den Raupen etlicher Falter weggefressen. Den Rest besorgen dann die Waldbrände.
Was wären die besseren Bäume?
Mehr Laubbäume. Ich las, dass in Bayern aber auch mit der Libanonzeder experimentiert wird. Die ist zwar ein Nadelbaum, kommt aber besser mit Trockenheit klar. Der deutsche Wald kann womöglich nahöstlich werden. Der deutsche Eichenwald ist ja mehr eine Fiktion. Der typische heimische Baum war eigentlich die Rotbuche.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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