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Unternehmen müssen mehr ausbilden

Nach Angaben der Arbeitsagentur fehlen rein rechnerisch 2000 Ausbildungsplätze

  • Lola Zeller
  • Lesedauer: 3 Min.

In Berlin fehlt es an Ausbildungsangeboten für junge Menschen. Nur jeder neunte Betrieb bildet aus, im Bundesdurchschnitt ist es jeder fünfte. »Das ist ein strukturelles Problem, nicht erst seit der Pandemie«, sagt Ramona Schröder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit Berlin-Brandenburg. Wie gravierend das Problem ist, zeigen die neuesten Statistiken für den Monat Juli: Noch 7643 Bewerber*innen suchen über die Arbeitsagentur einen Ausbildungsplatz zum Herbst, es gibt aber nur noch 5641 unbesetzte Stellen in der Hauptstadt. »Es fehlen rein rechnerisch 2000 Stellen. Wir brauchen aber auch eine gewisse Auswahl, sowohl auf der Arbeitgeberseite als auch für die Schüler«, so Schröder. Nicht alle Bewerber*innen passen zum Betrieb, und Schüler*innen müssen verschiedene Ausbildungsoptionen haben, sagt sie.

Bei der Arbeitsagentur freue man sich zwar darüber, trotz fehlender analoger Beratungsmöglichkeiten während der Lockdowns im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 550 mehr Bewerber*innen auf Ausbildungsplätze gewonnen zu haben. Allerdings gäbe es 528 Ausbildungsplätze weniger als im Jahr zuvor. »Das ist schon eine kritische Situation. Wir müssen uns diesem Problem im Land Berlin in den nächsten Jahren ernsthaft stellen«, sagt Schröder.

In Brandenburg hingegen sieht die Situation deutlich besser aus. Die Anzahl der Ausbildungsplätze sei fast so hoch wie vor Pandemiebeginn, so Schröder. Die positive Entwicklung halte schon über Monate hinweg an und lasse dementsprechend auch für die Zukunft hoffen. Im Allgemeinen sei der Arbeitsmarkt in Brandenburg inzwischen so stabil, dass sich das Stellenangebot insgesamt auf dem Niveau vor der Coronakrise befinde. Auch hier schneidet Berlin schlechter ab: »Wir haben zwar den dritten Monat in Folge eine Verbesserung in den Beständen der Stellenangebote, aber wir sind immer noch bei der Nachfrage des Arbeitsmarktes unterhalb des Vorkrisenniveaus«, so Schröder.

Ein Hoch auf dem Brandenburger Ausbildungsmarkt vermeldet auch die Handwerkskammer Cottbus. In Südbrandenburg seien bislang 384 neue Lehrverträge abgeschlossen worden, das seien 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Handwerk mangelt es vor Ort nicht an Ausbildungsplätzen, sondern an Auszubildenden, denn es seien noch 350 Lehrstellen unbesetzt. »Der Fachkräftemangel ist weiterhin sehr angespannt«, sagt Knut Deutscher, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Cottbus. Das Handwerk brauche dringend Personal und habe sich auch in der Pandemie als robuster und sicherer Wirtschaftszweig bewiesen.

Berlin sei im Vergleich zu Brandenburg etwas stärker davon betroffen gewesen, dass in Gewerbebereichen wie der Gastronomie oder der Veranstaltungsbranche coronabedingt weniger Ausbildungsplätze angeboten werden, sagt Ramona Schröder. Das allein reiche aber als Begründung nicht aus. Stattdessen erkläre sich der Mangel an Ausbildungsplätzen auch aus der Unternehmensstruktur der Stadt, denn für viele Klein- und Kleinstbetriebe sei es schlicht sehr aufwendig, auszubilden.

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Allerdings stünde auch Berlin in den kommenden Jahren ein demografischer Wandel bevor. Viele Fachkräfte gingen dann in Rente, prognostiziert Ramona Schröder. Auch der Zuzug nach Berlin werde voraussichtlich durch den angespannten Wohnungsmarkt weniger stark ausgeprägt sein. Schon jetzt würden viele Gewerbe in der Hauptstadt über Fachkräftemangel klagen, so Schröder. »Fachkräfte fallen nicht vom Himmel. Wir müssen uns die Mühe machen, selbst auszubilden«, sagt sie.

Als Positivbeispiel eines großen Ausbildungsbetriebs nennt Schröder das landeseigene Wohnungsunternehmen Degewo. Über 50 Jugendliche werden dort im handwerklichen und im kaufmännischen Bereich ausgebildet. »Im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die aufgrund der Pandemie die Ausbildungsplätze zurückgefahren haben, haben wir sie erweitert«, zeigt sich Sandra Wehrmann, Vorstandsmitglied bei der Degewo, sichtlich stolz.

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