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»Ich höre die Bücher sogar nachts rufen«
Diesen Donnerstag startet das nd den neuen Podcast »Bücherberge« mit Irmtraud Gutschke
Irmtraud, lebst du in Bücherbergen?
Wirklich, die neuen Bücher türmen sich. Alle möchten gelesen sein. Sogar nachts höre ich sie rufen.
Liest du im Sitzen? Oder im Liegen?
Im Liegen ist es freilich bequemer, aber weil ich mir bei der Lektüre seitenweise Notizen mache, muss ich mich wohl an den Schreibtisch setzen.
Jetzt machst du auch einen Podcast für das nd. Wie kamst du auf die Idee?
Durch meine Tochter. Sie hat sich die nd-Webseite angeschaut und stieß auf interessante Podcasts, meinte aber, dass einer zur Literatur noch fehlt.
Wie lang soll so eine Podcast-Folge sein?
Zehn bis fünfzehn Minuten, denke ich.
Wie suchst du die Bücher dafür aus?
Es sollen solche sein, über die ich etwas zu sagen habe und die ich empfehlenswert finde. Da habe ich zunächst an Romane und Erzählungen gedacht, die unterschiedliche Altersgruppen ansprechen könnten. Aber auch politische Sachbücher zu brisanten Themen passen zum nd-Publikum.
Soll es immer nur ein einziges Buch sein, über das du sprichst?
Wenn ich mehrere zusammenspanne, könnte es oberflächlich werden. Aber es mag schon mal sein, dass zwei Bücher in Bezug gesetzt werden wollen.
Podcasts werden ja gerne als Gespräch gestaltet.
Das gibt ihnen Lebendigkeit, aber meine Gesprächspartnerin, mein Gesprächspartner müssten ja dasselbe Buch lesen wie ich… Das ist ein großer Aufwand.
Ist es anders, über ein Buch zu sprechen, als wenn man darüber schreibt?
Absolut. Deshalb habe ich ja auch Lust, erzählend etwas Neues auszuprobieren. Der Podcast »Bücherberge« ist ein Abenteuer für mich. Beim Schreiben kann ich so lange am Text feilen, bis er mir gefällt. Wenn ich aber über ein Buch spreche, gibt es diese Stilübungen nicht. Man muss sich sehr konzentrieren dabei. Und es soll auch unterhaltsam sein, selbst wenn es ein ernstes Thema ist. Das jeweilige Buch kann natürlich über den nd-Shop oder über den Handel erworben werden. Aber als bloße Buchwerbung sehe ich den Podcast nicht. Die Herausforderung ist, dass Literatur auf diese Weise mündlich wird.
Mündliche Literatur?
Vielleicht zu hoch gegriffen. Aber bevor unsere Vorfahren eine Schriftsprache hatten, haben sie einander Geschichten erzählt.
Wovon willst du in der ersten Folge am 16. September erzählen?
Von einer jungen Frau aus Rumänien, die sich ohne festen Job durchs Leben schlägt. Also greift sie sofort zu, als sie das Angebot bekommt, ein Drehbuch über die Tochter von Nicolae und Elena Ceauşescu zu schreiben. Aber was weiß sie überhaupt von der Zeit vor ihrer Geburt? Sie recherchiert und steckt dabei in vielen persönlichen Problemen. Der Roman »Sonia meldet sich« von Lavinia Branişte ist ein Geheimtipp.
Eine private Frage: Warst du in letzter Zeit mal auf einem wirklichen Berg?
Im August waren wir auf Urlaub im polnischen Isergebirge. Da hatte ich natürlich auch Bücher dabei.
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