Schaulaufen für Klimaschutz

Kurt Stenger über Ankündigungen bei der UN-Vollversammlung

Die UN-Vollversammlung ist seit einigen Jahren auch Schauplatz wichtiger Ankündigungen beim Klimaschutz. Staaten machen deutlich, wer hier international den Ton angibt, und schlagen auch Pflöcke vor dem Weltklimagipfel ein. 2021 glänzt nach den dunklen Trump-Jahren wieder das sonst so zerstrittene Duo Washington-Peking.

So möchte US-Präsident Joe Biden die Hilfen für arme Länder bei der Anpassung an den Klimawandel verdoppeln. Das ist angesichts des niedrigen Ausgangsniveaus zwar nicht die Welt, aber eine wichtige Ankündigung vor dem Glasgow-Gipfel im November. Ein dickes Brett, das dort gebohrt werden soll, ist ja die Einlösung des Versprechens der reichen Länder, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar bereitzustellen. Der Ärger im Globalen Süden, dass hier noch sehr viel fehlt, könnte den Gipfel lähmen.

Chinas Staatschef Xi Jinping steht nicht zurück und kündigte das Ende der Finanzierung von Kohlekraftwerken im Ausland an. Peking ist Hauptgeldgeber, da viele private Großinvestoren das unkalkulierbare Anlagerisiko scheuen. Allerdings ist Xis Ankündigung wohl nur eine Anpassung an die Gegebenheiten, da die wenigen verbliebenen Ausbauländer wie Bangladesch, Indonesien, Philippinen und Vietnam ihre Pläne auf Eis gelegt oder stark reduziert haben. Eigentlich müsste es jetzt um die Pläne in China selbst gehen, die drei Viertel aller Vorhaben weltweit ausmachen.

Dennoch: Xis Versprechen ist ein weiteres klares Zeichen für Dekarbonisierung. Und um solche Symbolik geht es bei der UN-Vollversammlung. Der Bundesregierung bleibt nur, Beifall zu klatschen. Und Brüssel verspricht Entwicklungsländern, die das Paris-Abkommen einhalten wollen, Zollsenkungen. Das ist wichtig, aber etwas für Fachleute. Beim Schaulaufen für Klimaschutz ist Europa nur Zuschauer.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.