- Wissen
- ndPodcast
Können Lampen ewig leuchten?
DR. SCHMIDT ERKLÄRT DIE WELT: Über Lichtsmog, technische Lebensdauer und Neonröhren ohne Neon
Es gibt eine Glühbirne, die leuchtet schon seit 1901 - in einer Feuerwache in San Francisco. Stimmt das überhaupt - oder ist das ein Mythos aus dem 20. Jahrhundert?
ist Jahrgang 1952, Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort - und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.
Das stimmt. Übrigens heißt das korrekt Glühlampe und nicht Birne. Die sind ja eher was zum Essen. Und nicht alle Glühlampen sind birnenförmig,
Okay. Die Glühlampe in San Francisco leuchtet ja nicht ununterbrochen, sondern wird auch an- und ausgeschaltet.
Nach dem, was ich gelesen habe, eben nicht. Viele elektrische Geräte - und Glühlampen zählen dazu - nehmen am leichtesten Schaden beim Ausschalten.
Das ist doch der Hauptvorwurf an die Lampenindustrie: Die industrielle Fertigung von Glühbirnen zielt auf Verschleiß.
Das ist nur teilweise richtig. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es ein Kartellabkommen zwischen den großen Glühlampenherstellern weltweit. Damals wurde festgelegt, dass die Dinger 1000 Stunden halten müssen. Das war weniger, als manche gute Lampe schaffte. Es gab auch welche, die hielten 2000 Stunden.
Ich hab mal gehört, im Osten gab es welche, die schafften über 3000 Stunden.
Das können einzelne gewesen sein, aber ich habe die Stunden nicht mitgezählt. Irgendwann sind sie auch bei uns durchgebrannt. Die heutigen LED-Lampen halten sehr viel länger.
War nicht die Abschaffung der alten Glühlampe durch die EU für die Glühlampenindustrie so etwas Ähnliches wie die Einführung der Riester-Rente für die Versicherungsindustrie - ein Geschenk?
Für die Leuchtmittelindustrie war das zweifelsohne ein gigantisches Geschäft, zumal die erste neue Generation ja leider nicht wirklich durch tolle Lebensdauer glänzte.
In Berlin gibt es sogar noch Gaslampen.
Aber sehr wenige. Einerseits gibt es welche, die zwar noch so aussehen, aber inzwischen mit LEDs bestückt sind. Andererseits gibt es auch noch recht moderne Gaslampen.
Und das kalte Licht der Neonröhren gibt es auch noch?
Also was du Neonröhre nennst, ist eine Leuchtstoffröhre, da ist kein Neon drin. Das ist eine Niederdruck-Quecksilberdampflampe, in der ein Tröpfchen verdampftes Quecksilber für Licht sorgt. Richtiges Neon macht rot-oranges Licht.
Und alles zusammen macht dann den Lichtsmog, weshalb wir in den Städten die Sterne nicht mehr sehen können.
Pfff, das ist vor allem die Straßenbeleuchtung. Die wiederum ist noch bunter gemischt. Neben einer wachsenden Zahl von LED-Lampen gibt es da Natriumdampflampen mit gelb-orangem Licht. Lange gab es auch Quecksilberhochdruckdampflampen, die kaltes, bläulich-grünliches Licht ausstrahlen. Das war immerhin toll für die städtischen Fledermäuse, denn an diesen Lampen sammelten sich die Insekten wie verrückt.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!