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Heilige Wut

Was soll man zu Putin sagen? Eine Erinnerung an ein Gebet von Pussy Riot

Das war keine Frömmelei, sondern eine Kampfansage: Pussy Riot sorgten im Februar 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche für Furore
Das war keine Frömmelei, sondern eine Kampfansage: Pussy Riot sorgten im Februar 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche für Furore

Plötzlich herrscht Krieg. Man sieht in die Zeitung, starrt auf den Bildschirm - kopfschüttelnd und betroffen. Was soll man auch sagen? Eigentlich muss es heißen: Was soll man da machen? Sanktionen gegen Privatpersonen, Abbruch energiewirtschaftlicher Beziehungen, Waffenlieferungen und erst recht ein Nato-Vormarsch sind keine befriedigenden - und keine befriedenden - Antworten.

Zurückgeworfen auf die eigene, sich gefährdet anfühlende Existenz in diesem Irrsinnslauf, weiß man sich kaum zu helfen. Doch in der Not gibt es etwas, das Gläubigen wie Gottlosen Hilfe verspricht: ein Gebet. Kühne Frauen, die Russlands Neigung zu überzogenen Reaktionen bereits zu spüren bekommen haben, sorgten vor zehn Jahren, im Februar 2012, unter dem Namen Pussy Riot mit einem Gebet in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche für Furore. Das war allerdings keine Frömmelei, sondern eine Kampfansage: »Jungfrau Maria, heilige Muttergottes, räum Putin aus dem Weg«, hieß es zu Beginn des Punksongs aus den Mündern der buntmaskierten Frauen. Haftstrafen waren der Preis für die künstlerische Intervention.

In den vergangenen zehn Jahren ist viel passiert in Russland: das Verbot von »Homopropaganda«, die selbstherrliche Amtszeitverlängerung des Präsidenten, die erzwungene Auflösung der Menschenrechtsorganisation »Memorial«. Was nun militärisch passiert, stimmt hoffnungslos. Die Muttergottes wird’s wohl nicht richten. Aber zumindest auf die performative Notwehr mutiger Russinnen dürfen wir hoffen in Zeiten der Ohnmacht.

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