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Wo ist der Cheese?
Plattenbau. Die CD der Woche: »Alpha Place« von Knucks
Kürzlich erschien das Album »Alpha Place« des britischen Rappers Knucks. Er ist Jahrgang 1994 und gibt einen retroaktiven Einblick in seine prägendsten Jahre. »Alpha Place« ist auch eine Bühne oder ein Raum, in dem Knucks Szenen und Ideen versammelt und vorführt, die in seiner Jugendzeit, als er in der »Alpha House«-Siedlung in South Kilburn in North-London aufwuchs, immer präsent waren.
Gleich im ersten Song »Alpha House« startet Knucks, der mit bürgerlichen Namen Ashley Nwachukwu heißt, die Reise in seine Vergangenheit. Begleitet vom Spiel des Saxophonisten Venna und einem klassischen Jazz-Piano entwickelt sich direkt ein nostalgisches Gefühl. Die Polizeisirenen im Hintergrund deuten darauf hin, dass die Jugend des jungen Knucks nicht unproblematisch gewesen ist. Das bestätigt er in den ersten Zeilen: »Why you think his bredrins called him Knuckles?« (Warum glaubst du, dass seine Brüder ihn Knuckles nannten?). So wie viele junge Männer aus dem Alpha House wusste Knucks sich in Konfliktsituationen nicht besser zu helfen als mit den Fäusten. Der dennoch erheiternde Beat lässt aber erkennen, dass Knucks mittlerweile gelassen auf seine schwierige Jugend im Norden Londons zurückblickt.
Der Aufstieg von Knucks in die britische Rap-Elite gestaltete sich langsamer, aber kontinuierlich. Schon mit 12 begann er mit den Rappen. Wie die meisten Jugendlichen aus den Londoner Sozialbauten versuchte er sich an Grime. Einem britischen Subgenre von Rap, das starke Einflüsse von Dubsteb und Drum‚ n› Bass hat. Nachdem Knucks ein Jahr in Nigeria, dem Heimatland seiner Eltern, verbracht hatte, war er reif genug für die Musik von Nas und dessen berühmtes Debütalbum »Illmatic« von 1994. Genau 20 Jahre später veröffentlichte Knucks dann sein davon inspiriertes erstes Mixtape, das er »Killmatic« nannte. Seither entwickelte er seinen Stil hin zum klassischen Storytelling-Rap, in dem der Rapper die Rolle des Erzählers in der dritten Person einnimmt.
Diesen Ansatz hat er über die Jahre perfektioniert. Teilweise könnten die Texte von »Alpha Space« auch als Drehbuch für einen Film verwendet werden, so detailreich beschreibt der 27-jährige die Geschichten, Dialoge und Szenerien. In »Hide & Seek« thematisiert er den Konflikt von Menschen aus dem kleinkriminellen Milieu und der Polizei auf der Straße und vergleicht ihn mit einer »Tom & Jerry«-Geschichte. Der Song erzählt von von Kevin, einem Mann, der in einer Falle sitzt. Er verlässt sein Haus nur für den »Cheddar« und wird dafür von der Polizei gejagt. Das urbane Katz-und-Maus-Spiel.
Prominente Unterstützung auf dem Album gibt es vom britischen Rap-Superstar Stormzy. Auf dem Lied »Die Hard«, der wie das ganze Album nicht hart klingt, feiern die beiden szenetypisch sich selbst und ihren Erfolg. Wie auf den meisten Alben im Streaming Zeitalter, gibt es auch auf »Alpha Place« den einen oder anderen Auffüll-Song, damit Knucks auf seine Streaming-Minuten kommt, um Geld zu generieren. Dadurch verliert das Album aber nicht an Qualität. Knucks hat eine taktsichere Diktion und schafft ein durchgängig angenehmes Klangbild. Ja, es ist ein hochwertiges musikalisches Produkt.
Besonders für Fans der britischen Rap-Musik hat »Alpha Place« etwas sehr erfrischendes, weil es sich klanglich vom omnipräsenten düsteren Drill-Sound abhebt. Dieses Album vereint traditionellen Hip-Hop mit modernen Elementen und ist damit auch so etwas wie eine Brücke zwischen den Generationen, für die Jüngeren und für die Liebhaber*innen von Old-School Hip-Hop, die sich an etwas Neues herantasten möchten. Es gibt keine Formel für erfolgreiche Ästhetik. Sie kann auch nicht antrainiert werden. Dennoch scheint es so, als wäre sie Knucks auf natürliche Weise zugeflogen. Das zeigt er in allen Facetten auf »Alpha Place«.
Knucks: »Alpha Place« (Nodaysoff Cc Limited)
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