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Kann ein Programm eine Seele haben?
Vom Sinn und Unsinn, Computer und Software menschliche Eigenschaften zuzuschreiben
In den USA will ein Software-Ingenieur von Google bei einer Künstlichen Intelligenz eine »Seele« entdeckt haben, und zwar im Dialog-Programm »Lambda«. Ist das Nonsens oder Ideologie?
Na ja, Letzteres könnte man schon annehmen, denn der gute Mann ist – wie ich gelesen habe – nicht nur gelernter IT-Ingenieur, sondern auch Geistlicher. Er ist also theologisch vorgebildet.
Und da sieht man schnell so etwas wie eine »Seele«?
Möglicherweise hat ihn diese theologische Ausbildung besonders empfänglich gemacht für die Empfindsamkeiten des Computerprogramms. Ich habe mir den Dialog, den er mit dem Programm geführt hat, im Netz durchgelesen. Es ist verblüffend, wie überzeugend dieses Programm aus einer gigantischen Halde von Textbausteinen Antworten zusammenbaut, die völlig verständig wirken. Aber die Kernfrage ist eine andere: Wie will man überhaupt definieren, was Bewusstsein ist? Und was ist denn, bitte schön, eine »Seele«? Was ist eine Person und was eine Intelligenz?
Und?
Für all diese schicken Sachen gibt es, so weit ich das übersehe, bis heute keine Definitionen, die alle, die in irgendeiner Weise damit wissenschaftlich oder praktisch befasst sind, befriedigen würden. Ich glaube, Stanisław Lem hat das in seinem Roman »Solaris« gut gezeigt: Wenn wir eine andere Intelligenz als die unsere antreffen, würden wir es wahrscheinlich nicht merken.
Es sei denn, wir sind Astronauten und sitzen im Raumschiff unterwegs zum Jupiter, und der Bordcomputer »HAL 9000« übernimmt das Kommando – so wie in Stanley Kubricks Film »A Space Odyssey« von 1968.
Was übrigens auch ein deutliches Wortspiel war: Wenn man bei »HAL« nämlich jeweils einen Buchstaben im Alphabet vorgeht, dann kommt IBM raus. Das war damals der größte Computerkonzern. Damals gab es ja noch keine PCs, es dominierten noch die Großrechner.
Und haben die eine Seele?
Nee, ein Programm. In dem Falle die Aufgabe, den Forschungsflug störungsfrei durchzuführen. Und wenn der Computer zu dem Schluss kommt, dass die Menschen dabei stören, dann hält er sie von der Steuerung des ganzen Unternehmens fern.
Also, einen Willen hat er. Es gibt aber ein Problem: Wo bleibt der Wille, wenn man ihn einfach abschaltet – was dann in dem Film auch passiert. Davor müssten die Rechner doch Angst haben?
Wenn sie denn ein Bewusstsein ihrer selbst hätten. Wenn ich diesen Google-Dialog durchlese, kann ich nicht erkennen, dass der Rechner schon so weit ist.
Besteht er denn den Turing-Test? Dass der Mensch nicht mehr merkt, dass er es mit einem Rechner zu tun hat?
Ja, das scheint das Programm Lambda geschafft zu haben.
Das ist nah am Gottesbeweis.
Gott lässt sich weder beweisen noch widerlegen. An den kann man nur glauben oder es sein lassen. Ich halte es da mit Peter Ustinov. Der sagte einmal: Der Glaube entzweit und der Zweifel verbindet.
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