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- Scholz und die Gasturbine
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft
Aggregat und Scholzomat – zwischen einer Maschine und dem Kanzler hat es gefunkt
Viel haben wir über die sagenumwobene Gasturbine gehört und gelesen, die nach wohlverdienter Pause und ausgiebiger Reha in die Ostseepipeline Nord Stream 1 eingebaut werden soll. Es ist derzeit die berühmteste Gasturbine der Welt, sozusagen – auch angesichts ihrer eleganten Erscheinung – der George Clooney unter den Gasturbinen.
Diesem kühlen Charme ist auch Olaf Scholz hoffnungslos erlegen, weshalb er sich in dieser Woche auf den Weg machte, um die Turbine in ihrem Urlaubsdomizil in Mülheim an der Ruhr persönlich kennenzulernen. Es ist ja immer besser, wenn Politiker nicht nur über Betroffene reden, sondern auch mit ihnen. So kam es zu der denkwürdigen Begegnung zwischen der Gasturbine Nr. 9260 und dem Bundeskanzler Nr. 9, und es ist ganz sicher keine Übertreibung, wenn man feststellt: Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Denn da wurden nicht nur beiderseitig interessierende Fragen in einer sachlichen, aufgeschlossenen, ja beinahe herzlichen Atmosphäre besprochen. Es konnte eine völlige Übereinstimmung in allen wichtigen Fragen konstatiert werden, die Turbine widersprach in keinem einzigen Punkt dem Kanzler und hatte auch bei der anschließenden Pressekonferenz nichts an den Ausführungen des Besuchers aus Berlin auszusetzen – anders als etwa neulich der türkische Außenminister, der lang und breit an Annalena Baerbock herummäkelte.
Anders auch als Wladimir Putin, der Olaf Scholz bei dessen Kreml-Besuch im Februar mit einem riesigen Marmortisch auf Abstand hielt, auf dem er ansonsten Eisstockschießen übt. Dagegen herrschte beim Tête-à-Tête mit der Turbine eine geradezu vertrauliche, knisternde Stimmung. Man kennt das ja: Manchmal begegnet man jemandem zum allerersten Mal, hat aber das Gefühl, sich schon seit Ewigkeiten zu verstehen. Zwischen Scholz und die Turbine passte jedenfalls phasenweise kein Blatt Papier, ja es kam sogar zum unmittelbaren Körperkontakt, als der Kanzler die Turbine während des Fototermins liebevoll an der Hüfte tätschelte. Teilnehmer des Treffens, das mehr Homestory als Staatsbesuch war, wollen ein leises Schnurren vernommen haben. Bei welchem anderen Gesprächspartner war das schon der Fall?
Ein anderer großer Arbeiterführer, Sigmar Gabriel, rief seine Partei einst auf, »raus ins Leben« zu gehen, »da, wo es laut ist; da, wo es brodelt; da wo es manchmal riecht, gelegentlich auch stinkt«. Das wollte die Turbine dem Kanzler nicht zumuten; sie zeigte sich aufgeräumt, herausgeputzt und bestens präpariert. Es war, um ein Wort der Scholz-Vorgängerin aufzugreifen, ein Wohlfühltermin. Für beide Seiten.
Aggregat und Scholzomat – das ist das neue deutsche Traumpaar. Es würde uns nicht wundern, wenn Olaf Scholz jetzt öfter nach Mülheim führe, in den Ferienpark von Siemens Energy, um mehr Zeit mit der Turbine zu verbringen. Vielleicht auch mal ganz ungestört. Und wenn Wladimir Putin tatsächlich doch der Kumpel ist, für den nur noch Gerhard Schröder ihn hält, dann gibt er dem Kanzler ausreichend Zeit, seine neue Beziehung zu vertiefen.
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