Enttäuschte Kämpferin

Zhou Xiaoxuan, eine Schlüsselfigur der chinesischen MeToo-Bewegung, hat vor Gericht verloren

  • Lilli Mehne
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich werde nicht aufgeben, aber ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll.« So äußerte sich Zhou Xiaoxuan, nachdem sie vor Gericht verloren hatte. Die Drehbuchautorin hatte gegen den berühmten chinesischen Fernsehmoderator Zhu Jun geklagt, der sie vor acht Jahren während eines Praktikums beim Chinesischen Zentral-Fernsehen CCTV bedrängt, begrapscht und gegen ihren Willen geküsst haben soll. Ein Gericht hatte 2021 aufgrund der angeblich »nicht hinreichenden« Beweislage gegen sie entschieden, worauf sie Berufung eingelegt hatte. Diese wurde in dieser Woche zurückgewiesen.

Zhou, die in Wuhan aufwuchs, dann aber nach Peking zog, ist eine der zentralen Figuren der chinesischen #MeToo-Bewegung. Die war 2018 für kurze Zeit auf chinesischen Social-Media-Plattformen sehr präsent, wurde durch umfassende Zensur jedoch weitgehend stillgelegt. Ihre Anschuldigungen hatte Zhou schon 2014 unter dem Pseudonym Xianzi publik gemacht – obwohl die Polizei der damals 21-Jährigen davon abriet. »Es gibt Elemente in dieser Gesellschaft, die dich schützen sollen. Aber das tun sie nicht. Das ist es, was mich beschäftigt«, so Zhou vor vier Jahren im »New Yorker«.

Dank ihrer kämpferischen Natur hat sie ihre Anschuldigungen trotz der widrigen Umstände vor Gericht gebracht und forderte in ihrer Klage eine öffentliche Entschuldigung von Zhu sowie 50.000 Yuan, umgerechnet über 7000 Euro. Selbst nach ihrer wiederholten Niederlage vor Gericht zeigte Zhou noch einen Funken Hoffnung für die Zukunft. »Ich hoffe, dass es für das nächste Opfer, das sich auf ein Gerichtsverfahren einlässt, einfacher sein wird«, sagte die 29-Jährige.

Einige ihrer Unterstützer*innen waren am Tag der Gerichtsentscheidung zur Berufung gekommen, um Zhou Glück zu wünschen. Zhous Entschlossenheit scheint sich also auf andere übertragen zu haben. Aber auch mit ihrer Frustration geht die Aktivistin offen um: »Tief im Inneren bin ich sehr enttäuscht.« Ein Gefühl, das sicherlich viele Mitstreiter*innen teilen.

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