Ein doppeltes Spiel

Wolfgang Hübner über die ungestörte Aggression der Türkei

UN-Sicherheitsrat berät wegen türkischer Angriffe auf kurdische Gebiete in Syrien und dem Irak ein – diese Meldung gab es bisher nicht. Weil diverse Großmächte aus durchsichtigen Gründen gerade keine Lust haben, die Türkei offen zu kritisieren. Dabei tut das türkische Militär genau das, was auch die russische Armee tut: ein Nachbarland bombardieren, Zivilisten angreifen und vertreiben, Infrastruktur zerstören. Im Gegensatz zu Russland darf die Türkei das ungestraft, denn der türkische Präsident Erdogan verfügt über ein nettes Erpressungsmittel: Er kann den vom Westen gewünschten Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands so lange verzögern, wie er will.

Umso verlogener ist es, wenn Erdogan im Ukraine-Krieg als Vermittler und Friedensstifter posiert. Hier poliert er sein Renommee auf und spielt mit Russlands Präsident Putin ein doppeltes Spiel. Erdogan ruft Russland zur Mäßigung auf; Russland wiederum wolle Erdogan von Exzessen in Syrien abhalten, heißt es. Beide Mächte haben gegensätzliche Interessen in den Krisenregionen, aber zumindest eine Gemeinsamkeit: Sie bomben hier und vermitteln da – wie es ihnen gerade opportun erscheint.

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