Harp, aber fair

Was tun mit fast 80? Mick Jagger verkauft jetzt Mundharmonikas

Mick Jagger bei der Mundharmonika-Arbeit, 1966 live in London
Mick Jagger bei der Mundharmonika-Arbeit, 1966 live in London

Was macht man, wenn man 79 ist, hunderte Millionen verdient oder auf dem Konto hat oder beides? Wenn man eigentlich nichts Relevantes mehr zu singen hat? Man erinnert sich an die Zeit, als es noch nicht so war. Ende der 50er Jahre lernte Mick Jagger Mundharmonika spielen. Und jetzt steigt er ins Mundharmonika-Geschäft ein, denn er hofft, dass junge Menschen sich für dieses Instrument ebenso begeistern könnten wie er früher.

In limitierter Auflage hat der Sänger der Rolling Stones Mundharmonikas designt, für die Firma von Lee Oskar. Der spielte einst Harp bei War, einer Funk- und Blues-Band, die mit Eric Burdon in den 70ern bekannt wurde, als der noch bekannt war. Schon damals war die Zeit der Mundharmonika eigentlich abgelaufen. Einzig der junge Bruce Springsteen benutzte sie noch, auch wenn das nicht so gut klang. Immer ein bisschen schief und daneben, wie schon bei Bob Dylan in den frühen 60ern, aber bei dem achteten die Leute mehr auf die Texte und auf den Gestus.

Wenige wissen, dass Jagger ein sehr guter Harp-Spieler ist, sagt Keith Richards, seine alte Hassliebe bei der uralten Band, in der beide immer noch tätig sind. Als sie 15 waren, ließ sich Jagger, der mehr Geld hatte, aus den USA die Bluesplatten des Chess-Labels schicken, die er dann mit Richards abhörte: »Jeden Tag, in jeder wachen Stunde, saßen wir vor den Lautsprechern, um herauszufinden, wie dieser Blues gespielt wurde«, schreibt Richards in seiner überaus lesenswerten Autobiografie. Jaggers Vorbild war der Blues-Musiker Little Walter, ein Gigant an der elektrisch verstärkten Mundharmonika, die er so ergreifend spielte wie Muddy Waters die E-Gitarre.

2016 veröffentlichten die Rolling Stones das Album »Blue and Lonesome«, auf dem sie klassische Blues-Songs coverten. Jagger sang und spielte Harp dazu. Er wurde gefragt, ob er denn für die Songsauswahl seine Schellackplatten durchgearbeitet hätte? Nein, sagte er, ein Abend auf Youtube hätte locker gereicht. Jagger denkt praktisch. Eine Mundharmonika aus seiner Edition zum Selber-Blues-Spielen kostet rund 55 Euro. Eine Rolling-Stones-Karte mindestens 250 Euro. Was würden Sie kaufen?

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -