Fass ohne Boden

Der EU-Abgeordnete Marc Tarabella ist ein weiterer Fall für die Justiz

Nach der Verhaftung der daraufhin als Vizepräsidentin des EU-Parlaments geschassten griechischen Politikerin Evdoxia »Eva« Kaili Anfang Dezember bekommen die Ermittler immer mehr Puzzlesteine in die Hand. Im Skandal um Abgeordnete, die von Marokko und Katar geschmiert worden sein sollen, fügt sich das Bild zusammen. Am Wochenende wurde in Italien der Sozialdemokrat Andrea Cozzolino festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Und auch beim belgischen Sozialisten Marc Tarabella klickten die Handschellen. Der Vorwurf lautet Korruption, Geldwäsche und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung. In Belgien sitzen nun bereits vier Verdächtige in Haft, deren eigene soziale Frage eigentlich längst gelöst war. Schon eine Weile hatte die Staatsanwaltschaft Tarabella im Auge. Obwohl sie beteuern, dass ihr Herz rein ist, wurde den Europaabgeordneten Cozzolini und Tarabella eine Woche vor ihrer Verhaftung die parlamentarische Immunität entzogen und die Fraktion der Sozialdemokraten will sie nicht mehr kennen. Dass der frühere italienische EU-Parlamentarier Pier Antonio Panzeri als Kronzeuge bei den Strafverfolgungsbehörden singt, dürfte die Lage der Emir-Freunde nicht verbessern.

Zwischen 120 000 und 140 000 Euro aus dem um sein Image besorgten Katar soll Tarabella laut Panzeri eingestrichen haben, berichten belgische Medien. Mit Geld kennt sich der 59-Jährige aus. Vor seiner erstmaligen Wahl ins Europäische Parlament 2004 arbeitete er einige Jahre als Kundenberater bei einer belgischen Bank. Der Sohn italienischer Einwanderer studierte in Lüttich Soziologie und mischte anschließend in der Politik der Region und auf lokaler Ebene mit. Seit fast drei Jahrzehnten ist er Bürgermeister der Gemeinde Anthisnes südlich von Lüttich, die stolz darauf ist, 2012 als erste in der gleichnamigen Provinz als Fair-Trade-Kommune ausgezeichnet worden zu sein. Womöglich wird sie länger ohne Tarabella auskommen müssen.

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