- Kommentare
- Kommentar
Medizin als Geschäftsfeld
Ulrike Henning über Risiken privatisierter Versorgung
Die Kommerzialisierung der Medizin hat in Deutschland eine lange Tradition. Basis für die personelle Ausdehnung des Berufsstandes war auch die Schaffung von Sozialversicherungen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Kassen garantierten vielen Ärzten stabile Einkommen. Eine Menge weiterer Faktoren führte dazu, dass Medizin und Pharmazie zu Geschäftsfeldern mit überdurchschnittlichen Renditeversprechen wurden. Das funktioniert, solange aus Angst vor Krankheit und Tod quasi »alles« bezahlt wird.
Andererseits sucht Kapital Anlagemöglichkeiten – und fand sie in Krankenhäusern und Pflegeheimen, die hierzulande leicht zu privatisieren waren. Jetzt könnten Arztpraxen dazu kommen. Denn bei etlichen Kliniken und Heimen funktioniert das Modell nicht mehr, Pflegepersonal fehlt weiterhin, die Regeln werden strenger, Betten dürfen nicht belegt und Mindestlohn muss gezahlt werden. Das Kapital zieht weiter, und die Politik sollte gewarnt sein. Wer wie der aktuelle Gesundheitsminister eine strengere Regulierung vor sich herschiebt, könnte den nächsten Scherbenhaufen bei der ambulanten Versorgung verursachen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.