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- Studium in Potsdam
Ein schönes Handtuch mit Einzelzimmern und WGs
Studentenwerk errichtet Studierendenwohnheim in der Potsdamer Innenstadt
Neben der Stadt- und Landesbibliothek in Potsdam sollen Wohnungen, Wohnheimplätze für Studierende und Räume für eine Erweiterung der Kinderbibliothek entstehen, dazu ein repräsentativer Eingang für die Volkshochschule. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) stellte am Montag
die Entwürfe dafür vor.
Bislang wirkte der Ort inmitten von Potsdam einsam klotzig. Nun steht fest, was links und rechts an die bislang kahlen Wände gebaut werden und die Blicke auf sich ziehen soll. Durch das Studentenwerk sollen ein Studentenwohnheim mit 80 Plätzen und zudem auf der anderen Seite vier Häuser errichtet werden, die vor allem Wohnzwecken dienen sollen. Schüle stellte die Pläne als eine Art Heilung vor: Denn es sei nicht nur ihr bewusst gewesen, dass mit der Beseitigung der alten Potsdamer Fachhochschule im Zentrum der Stadt die Studierenden nicht mehr allzu viel mit der Innenstadt zu tun gehabt hätten. Der Abriss habe »die Gemüter sehr erregt«, bestätigte sie. Er war umstritten und es hatte sogar zuletzt eine Besetzung gegeben, um die Beseitigung des Gebäudes vielleicht noch zu verhindern.
Wie in Robert Merles Roman »Hinter Glas« sind Potsdams Studenten seit einigen Jahren an den Stadtrand verwiesen. Praktisch alle Hochschulstandorte in der Innenstadt wurden geräumt. Wenn künftig im Zentrum 80 Wohnheimplätze entstünden, dann sei das immerhin ein Beitrag zur Wunschvorstellung »Studierende in die Stadt«, findet die Ministerin. Das Wohnheim werde an »prominenter Stelle« errichtet und könnte 2027 oder 2028 bezugsfertig sein.
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Dass 80 Schlafplätze eine komplette Hochschule nicht ersetzen können, was die Lebendigkeit betrifft, liegt auf der Hand. Mit einem weiteren Wohnheim im abseits gelegenen Ortsteil Golm sollen noch einmal 420 Studierende versorgt werden. Denn längst wächst die Kapazität der Universität Potsdam unvergleichlich rascher als die Zahl der Wohnheimplätze in öffentlicher Hand. Mit einem Versorgungsgrad von 9,5 Prozent liege die Stadt nur noch im Bundesschnitt, informierte die Ministerin. »Wir haben einen enormen Nachholbedarf und wir brauchen Wohnraum, der bezahlbar ist.« Ihr Maßstab sei dabei, dass ein Wohnheimplatz mit dem Bafög zu finanzieren sein müsse. Zurzeit hätten sich 1650 Studierende auf einen Platz beworben, doch nur 600 neue Mietverträge hätten abgeschlossen werden können.
Die Zeit, in der Potsdam allen Studenten ein Bett im Wohnheim anbieten konnte, ist lange vorbei. Aber immerhin steht Brandenburg mit einem landesweiten Versorgungsgrad von über 14 Prozent bundesweit an dritter Stelle hinter Sachsen und Thüringen. Das neue Wohnheim in der Innenstadt wird 44 Einzelzimmer haben und ansonsten Wohngemeinschaften beherbergen. Der Bau kostet voraussichtlich acht Millionen Euro. Das Studentenwerk erhält die Hälfte der Summe als Zuschuss vom Staat, die verbleibenden vier Millionen Euro als Darlehen.
Es werde mit dem neuen Wohnheim »ein schönes Handtuch« entstehen, sagte
Geschäftsführer Peter Heiß. Er spielte darauf an, dass die »Annäherung an das historische Stadtbild« dem Neubau nur wenig Tiefenraum gestattet. »Da ist nicht der üppige Platz.« Bislang sei die studentische Nutzung der Innenstadt auf die Wohnheime in der Breiten Straße und den dortigen Klub »Pub à la Pub« beschränkt. Das könne mit dem neuen Angebot wieder etwas besser werden.
Es werde eines der schönsten Wohnheime Potsdams gebaut, versicherte Bernd Nicke von der städtischen Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam. »Den Luxus erlauben sich heute nicht viele.« Auf der anderen Seite der Bibliothek würden Wohnungen verschiedener Größe entstehen. Dem Wunsch der Volkshochschule nach einem repräsentativen Eingang könne mit der Lösung entsprochen werden.
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