- Kultur
- Atombombe
Hiroshima: Acht Uhr fünfzehn
Das nukleare Inferno von Hiroshima und Nagasaki mahnen
Punkt 8.15 Uhr klinkte am 6. August 1945 der US-Bomber Enola Gay in zehn Kilometern Höhe über der japanischen Metropole Hiroshima »Little Boy« aus. Was für eine euphemistische Bezeichnung für eine solch mörderische Waffe, wie man sie bis dahin nicht kannte! Innerhalb weniger Sekunden waren 80 000 Menschen tot, buchstäblich verdampft, als Schattenrisse an stehengebliebene Hauswände eingebrannt, von der Druckwelle durch die Luft gewirbelt, unter Trümmern begraben. Eine Feuerwalze erstickte jegliches Leben. Ein Atompilz stieg in den Himmel auf, weithin sichtbar. Das grausige Inferno wiederholte sich drei Tage später in Nagasaki; 74 000 Menschen starben sofort. »Fat Man« nannte die US-Militärstrategen zynisch ihre zweite Bombe, mit der Japan, Verbündeter des bereits besiegten Hitlerdeutschlands, zur Kapitulation gezwungen werden sollte. Ein Scheinargument. Die in Los Alamos entwickelte Mega-Bombe musste getestet werden.
Punkt 8.15 Uhr wird jedes Jahr seit jenem furchtbaren 6. August die Friedensglocke von Hiroshima geschlagen, gedenkt die Stadt ihrer Opfer, deren Zahl sich in den Jahrzehnten danach um ein Vielfaches erhöhte im Gefolge radioaktiver Verstrahlung. Zeitversetzt werden Friedensglocken in mehr als 25 Städten weltweit läuten, so auch im Berliner Volkspark Friedrichshain. Die Idee der Friedensglocken stammt von Chiyoji Nakagawa, einem Überlebenden. Mit Freunden sammelte er Münzen aus vielen Ländern, die dann mit metallenen Trümmern aus Hiroshima verschmolzen wurden. Die erste Weltfriedensglocke wurde 1954 am UN-Hauptquartier in New York aufgestellt. Der im Stil eines japanischen Tempels vom Berliner Architekten Klaus Wieja entworfene Pavillon im Friedrichshain mit der vom Angermünder Kunstschmied Wilfried Schwuchow gefertigten Glocke, gegossen aus Münzen von 104 UN-Mitgliedstaaten, darunter aus der DDR, ist zum Weltfriedenstag am 1. September 1989 eingeweiht worden. Die Friedensglockengesellschaft Berlin lädt dorthin am Sonntag um 10 Uhr zu ihrer alljährlichen Mahn- und Gedenkveranstaltung. Die Gefahr atomarer Waffen ist nicht gebannt, im Gegenteil. ves
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.