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Demo in Köln: 500 für Frieden im Nahost-Konflikt
Protest gegen einseitige Parteinahme und Polarisierung
Viele linke Menschen eint derzeit ein Unbehagen. Auf der einen Seite vorgebliche Zeichen gegen Antisemitismus, in die sich rassistische Thesen vom »importierten Antisemitismus« mischen und bei denen kein kritisches Wort über israelische Militäraktionen verloren wird. Auf der anderen Seite Demonstrationen, die behaupten, sich für Palästina einzusetzen, sich aber nur gegen Israel richten und auf denen das Massaker der Hamas relativiert oder legitimiert wird.
Eine Gruppe von jüdischen und palästinensischen Menschen aus Köln, die sich zum Teil erst seit wenigen Tagen kennen, wollte sich für keine dieser Proteste entscheiden. Am Sonntag hat sie zu einer Demonstration in Köln aufgerufen. 500 haben an dem Friedensprotest teilgenommen.
Über Instagram hatte die Gruppe vor einer Woche erklärt, dass es sie gebe. Dort nennen sie sich »palestinians_jews_for_peace« und haben es in der Woche auf über 1300 Follower gebracht. Ihr Demonstrationsaufruf wurde von vielen Menschen weiterverbreitet.
Dort schreiben sie, dass sie »sehr erschrocken« sind über das, was in Israel und Palästina passiert. Auch die Lage von Palästinenser*innen und Jüd*innen weltweit würde sie besorgen. In Medien und auch unter Linken gebe es vor allem »einseitige Äußerungen«. Dies führe dazu, »bestehende Spaltungen« zu vergrößern. Dagegen müsse man »unbedingt nach ausgewogeneren und
differenzierteren Perspektiven suchen«, um Verständnis und Frieden zu fördern.
In ihrem Aufruf bezeichnen sie die Hamas als »faschistische, antisemitische,
fundamentalistische und frauenfeindliche Organisation«. Die »extreme Gewalt« der Hamas sei auch nicht im Namen der »Befreiung« zu rechtfertigen. Wer dies tue, teile nicht linke »Vorstellungen von Menschenrechten«. Über Israel heißt es im Aufruf, das »Ausmaß der Gewalt«, mit dem der Staat auf die Angriffe der Hamas geantwortet habe, sei »eine Verletzung der Menschenrechte«. Schon vorher habe sich »alltägliche Gewalt, die Palästinenser*innen zum Schweigen bringt«, normalisiert.
Ein Bedürfnis der Demo-Organisator*innen war es zu zeigen, dass man »zu den Menschen, nicht zu den Flaggen, nicht zu den Nationen und nicht zum Krieg« stehe. Es sei Zeit über das Verbindende zu reden, es sei stärker als das Trennende.
Dass trotz schlechtem Wetter 500 Menschen dem Aufruf folgten, zeigt: Die Organisator*innen haben offenbar einen Nerv getroffen. Die Teilnehmer*innen kamen zum Großteil aus dem undogmatischen linken Spektrum. Vereinzelt waren Personen aus der Querdenker*innen-Szene kurz bei der Demo zu sehen. Eine Person mit problematischem Plakat wurde von den Veranstalter*innen angesprochen und das Plakat nicht weiterhin gezeigt. Einem Großteil der Teilnehmer*innen ging es darum, sich für gewaltfreie Konfliktlösungen einzusetzen. Es soll in Zukunft weitere Protestaktionen geben. Möglicherweise nicht nur in Köln.
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