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Neues Album von Kreidler: Mythos Düsseldorf
Die Düsseldorfer Band Kreidler bringt ein neues Album raus
Manchmal ist ein Mythos nur schwer zu eliminieren. So im Fall der Stadt Düsseldorf, die nicht nur Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und (wenigstens inoffizielle) Bundeshauptstadt der Schönen und Reichen ist, sondern seit den frühen 70er Jahren auch als mythisches Epizentrum elektronischer Klangkunst gilt. Genährt hatten diese Legende einst Pioniere wie Kraftwerk, La Düsseldorf und Neu!, die im Aus- mehr noch als im Inland als musikalische Avantgardisten gefeiert wurden. Seit den frühen 90er Jahren schließt daran das Düsseldorfer Trio Kreidler an, das jüngst mit »Twists (A Visitor Arrives)« sein 16. Album veröffentlicht hat.
Dabei ist es aber keinesfalls so, dass die Band retrofixiert und ahistorisch an das anschließen würde, was ihre Vorgänger zwei Jahrzehnte vorher begonnen hatten. Im Gegenteil waren Kreidler in den Anfangstagen unter anderem beeinflusst vom aufkommenden Techno, dabei aber geschichtsbewusst genug, um auch jene stilistischen Vorgänger zu würdigen, die sein Aufkommen Ende der 80er Jahre erst ermöglicht hatten. Neben der klassischen Düsseldorfer Schule der ersten Generation waren das unter anderem Dub und der damals aufkommende Post-Rock – insbesondere der Chicagoer Schule um Bands wie Tortoise. Doch auch gegenüber klassischen Pop-Elementen zeigte das Trio keinerlei Berührungsängste.
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Das hat sich auch auf dem Album »Twists (A Visitor Arrives)« nicht geändert, das im Vergleich zu seinem Vorgänger »Spells and Daubs« wieder einen stärkeren Fokus auf akustische Elemente richtet. Überaus groovig steigt die Band mit den beiden ersten Tracks »Polaris« sowie »Tanger Telex« ein. Letzterer bereichert Timucin Dündar mit spärlichen Saxophonmelodien, der in dem Track die derzeitige Besetzung um die beiden Gründungsmitglieder Thomas Klein und Andreas Rehse sowie Alexander Paulick ergänzt und damit einer von vier Gastmusiker*innen auf der Platte ist. Nicht zuletzt durch sein Zutun erweckt die Grundatmosphäre des Tracks entfernte Erinnerungen an »Blackstar«, die letzte und zugleich jazzigste Platte David Bowies, der zu Lebzeiten im Übrigen bekennender Fan Kreidlers war.
Ähnlich rhythmisch, aber weniger düster geht es hingegen in »Loisaida Sisters« zu, das mit Gastgesang von Khan of Finland aufwartet und mitsamt nervösen Synthesizer-Spuren und vertrackten Rhythmen Erinnerungen an New-Wave-Bands wie Heaven 17 oder Depeche Mode erweckt. In »Hopscotch« unterstreichen Kreidler hingegen einmal mehr ihre geniale, von den Kraut-Ahnen adaptierte Fähigkeit, mittels stoischer Wiederholung eines einzigen musikalischen Themas sukzessive tranceartige Gemütszustände herbeizuführen.
Wie gewohnt bewegen sich die neun Tracks auf »Twists (A Visitor Arrives)« irgendwo zwischen Avantgarde und Pop, Akustik und Elektronik, Altem und Neuem. Beschlossen wird das Album mit dem atmosphärischen »Kandili«, das in der ersten Hälfe mit ruhigen Ambient-Flächen aufwartet, bevor sich ein dynamischer Tombeat in den Vordergrund spielt und sich schließlich im spannungsgeladenen Finale entlädt.
Und der Mythos von Düsseldorf, er lebt auch anno 2024.
Kreidler: »Twists (A Visitor Arrives)« (Bureau B)
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