- Politik
- Friedensbewegung
Kundgebungen gegen Ukraine-Krieg: »Friedenstüchtig werden«
Unter dem Motto »Stoppt das Töten!« mobilisieren 14 Verbände zu Aktionen anlässlich des zweiten Jahrestages der Invasion der Ukraine
Organisationen der klassischen deutschen Friedensbewegung, unter ihnen die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Pax Christi, der Bund für Soziale Verteidigung und die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW), treten weiter für einen Waffenstillstand und Verhandlungen in der Ukraine ein. Ein Bündnis von 14 Organisationen lädt anlässlich des zweiten Jahrestages des Beginns der russischen Invasion zu fünf Demonstrationen ein: in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Köln und Stuttgart.
Im Aufruf der 14 heißt es: »Der Krieg hat eine Vorgeschichte, in der auch die Nato eine negative Rolle spielt. Diese Vorgeschichte kann jedoch nicht den Angriff Russlands rechtfertigen. Russland kann seine Truppen außerdem jederzeit abziehen und damit diesen Krieg beenden.« Zugleich betonten die Initiatoren der Demos: »Gruppen aus dem nationalistischen, antidemokratischen oder rechtsextremen Spektrum und solche, die mit ihnen zusammenarbeiten, haben auf unseren Aktionen kein Platz.« Ebenso erteilen man rassistischen, antisemitischen, muslimfeindlichen und sexistischen Akteuren eine Absage.
Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, forderte anlässlich des zweiten Jahrestages des Kriegsbeginns: »Wir müssen friedenstüchtig werden!« Sie bezieht sich damit auf den Ausspruch von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, Deutschland müsse »kriegstüchtig« werden. Käßmann, die seit Langem Mitglied der DFG-VK ist, wird auf der Kundgebung im Zentrum von Berlin an diesem Freitagabend und auf einer weiteren am Samstag in Frankfurt am Main sprechen. Zur Debatte in Deutschland sagte sie, es sei »fatal«, dass »immer nur Waffenlieferungen, Waffensysteme, Militärstrategien diskutiert werden«. Notwendig seien stattdessen »Friedensstrategien, diplomatische Initiativen, Hoffnungszeichen, Milliardeninvestitionen in Frieden«.
Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.
Lars Pohlmeier, Vorsitzender von IPPNW Deutschland, der neben Käßmann in Berlin reden wird, warnte am Donnerstag, die vom Bundestag diskutierte Lieferung weitreichender Waffensysteme wie der deutschen Taurus-Marschflugkörper bringe »uns dem Frieden nicht näher und birgt zugleich das Risiko, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen wird«. Die Friedensorganisation hat am Donnerstag ein »Papier «Waffenstillstandspapier» vorgelegt, in dem weitere Vorschläge zur Beendigung des Krieges unterbreitet werden.
Die Unterstützerstaaten der Ukraine in Nato und EU müssten «Druck auf die ukrainische Regierung ausüben für einen Prozess hin zu Verhandlungen» einleiten, sagt IPPNW-Chef Pohlmeier. Mit jedem Tag, den der Krieg andauert, drohe zudem das Risiko einer Eskalation, warnt IPPNW. Pohlmeyer betont zudem mit Blick auf die aktuellen Aktivitäten des Westens: «Nato-Manöver wie Steadfast Defender an der Grenze zu Russland sowie Diskussionen über eine mögliche Bewaffnung der EU mit Atomwaffen sind hier alles andere als hilfreich. Zu glauben, die atomare Abschreckungsdoktrin schaffe Sicherheit, ist ein Mythos.» Vielmehr würde eine atomare Aufrüstung Europas an den Rand eines Atomkrieges führen. «Wir fordern alle Beteiligten auf, bestehende Rüstungskontrollverträge einzuhalten und auf UN-Ebene wieder in atomare Abrüstungsverhandlungen einzutreten.»
Die IPPNW glaubt, dass sich die «Dynamik für eine diplomatische Lösung» in der Ukraine durch Vermittlungsinitiativen von Staaten des globalen Südens, vor allem Brasilien, China, Indien und Südafrika, verstärkt und dass aktuelle Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin Anknüpfungspunkte für neue Verhandlungen bieten.
Aufruf und Demotermine: stoppt-das-toeten.de
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.