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»Der Kopf ist ein verdammt schweres Teil«

Lesen im Sitzen oder Liegen? Kommen die besten Ideen aus der Bewegung? Und leben Leser länger? Ein Gespräch, inspiriert von der Buchmesse

  • Wolfgang Hübner und Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Kopf ist ein verdammt schweres Teil

Da gerade die Buchmesse stattfindet: In welcher Position liest du am liebsten – im Sitzen, im Liegen oder im Stehen?

Am liebsten im Sitzen am Tisch, mit einem Lesepult.

Damit das Buch nicht so tief liegt?

Genau, und weil ich dadurch, dass es ein bisschen schräg liegt, den Kopf nicht so weit vorbeugen muss. Denn der Kopf ist ein verdammt schweres Teil. Wenn fünf, sechs Kilo an den Halswirbeln zerren, kann das nicht gut sein.

Liest du auch digital so?

Jein. Das Handy ist dafür zu klein. Aber ein Tablet kann man gut hinstellen, es ist sozusagen sein eigenes Lesepult.

Ich lese Bücher gerne im Liegen, die Füße etwas hochgelegt. Das müsste günstig sein, wenn das Blut sich in Richtung Kopf konzentriert.

Grundsätzlich ja. Allerdings muss man das Buch so halten, dass es für die Arme nicht zu anstrengend wird. Das kann genauso zu Verspannungen führen wie langes Sitzen. Und ältere Menschen kennen das Problem, dass irgendwann die Arme zu kurz sind, um die Schrift zu erkennen. Da fahre ich mit dem Lesepult besser.

Wie ist der optimale Lesewinkel?

An Computerarbeitsplätzen gilt eine ungefähre 40-Grad-Neigung des Kopfes als angemessen. So hält man vielleicht eine Zeitung, aber kein Buch oder Tablet. Jedenfalls nicht lange, dann schlafen dir die Arme ein.

Es gibt Studien darüber, dass die Menschen zu oft und zu lange sitzen. Gerade erst ging es sogar um ein deshalb erhöhtes Sterberisiko.

Bewegungsmangel ist ein Problem. Zumal, wenn es im Arbeitsleben immer mehr sitzende Beschäftigungen gibt. Viele Leute gehen am Feierabend vom Sitzplatz auf der Arbeit zum Sitzplatz im Auto und dann zum Sitzplatz vorm Fernseher.

Man kann Literatur mit Bewegung verbinden: das Hörbuch. Kopfhörer auf und losgehen. Ist das was für dich?

Mir ist das Lesen angenehmer, weil ich da mein Tempo selbst bestimmen kann. Und ich kann besser rekapitulieren, was ich da gerade gelesen habe. Also innehalten, auch mal zurückblättern. Ich meine auch, dass man Dinge, die man gelesen hat, besser im Gedächtnis behält.

In Büros werden höhenverstellbare Schreibtische immer üblicher. Ist Stehen besser als Sitzen?

Es geht um die Abwechslung. Als Dauerhaltung ist Stehen genauso ein Mist wie Sitzen. Die Evolution hat uns so zugerichtet, dass wir am besten funktionieren, wenn wir in Bewegung sind. Was in der Frühzeit der Menschheit natürlich mit der Nahrungssuche zu tun hatte.

In Vorzeiten gab es Stehpulte fürs Lesen und Schreiben. Wusste man damals etwas, was wir wiederentdecken?

Vielleicht hing das mit der protestantischen Ansicht zusammen, dass Sitzen zu bequem ist, um den Stoff zu durchdringen. Nietzsche meinte, man solle keinem Gedanken trauen, der nicht in freier Bewegung entstand.

Neulich hieß es in einer Studie, dass Menschen, die lesen, länger leben.

Da zweifle ich, ob der Zusammenhang stimmt. Menschen, die viel lesen, sind meist sozial bessergestellt. Und zwischen sozialem Status und Lebenserwartung gibt es einen klaren Zusammenhang. Aber als Bücherleser freut man sich natürlich über solche Nachrichten.

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