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Podcast »Teurer Wohnen«: Von Steueroasen und Gesetzeslücken
Der Podcast »Teurer Wohnen« beleuchtet die Wohnungskrise aus allen möglichen Blickwinkeln
Wie kann es sein, dass in Berlin eine frisch sanierte Mietwohnung abgerissen wird und stattdessen ein Luxusappartement gebaut wird, obwohl bezahlbarer Wohnraum fehlt? Reporterin und Moderatorin Charlotte Thielmann geht im siebenteiligen Podcast »Teurer Wohnen« Phänomenen wie diesem auf den Grund. In monatelanger Recherche von Berlin bis nach Zypern zeigen sie und Reporterin Rabea Schloz auf, was in Deutschland schiefläuft und wie man es besser machen könnte. Sie deckt Steueroasen und Gesetzeslücken auf. Dabei sucht Thielemann keine Schuldigen, sondern beleuchtet alle Seiten und lässt möglichst alle Beteiligten zu Wort kommen. Am Ende ergibt sich ein sehr komplexes Bild von einer Branche, die sich nur langsam verändern lässt.
In der ersten Folge »Alle müssen raus« schaut sich Thielmann in Berlin-Charlottenburg um und findet unweit vom Ku’damm an der Ecke Wieland-/Pestalozzistraße einen Fleck, wo die Abrissbirne zugeschlagen hat. Das Wohnhaus aus den 50ern wurde von dem Projektentwickler und Bauträger »Diamona & Harnisch« gekauft, die einen edlen Neubau planen. Warum alte Gebäude gerne abgerissen werden, erklärt Architekt Dominik Krohm in Folge 1. Nicht nur der Zustand des Gebäudes sei entscheidend, sondern auch die Nutzung der Grundfläche. Alte Gebäude stehen »fragmentarisch im städtischen Raum«, sie stehen nicht lückenlos am Nachbarhaus, weshalb ein Teil der Grundfläche nicht genutzt werden würde. Deshalb wird abgerissen.
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Folge für Folge tastet sich Thielmann an das Thema heran, sucht nach Gesetzen, die Wohnraum schützen sollen und findet Gesetzeslücken. Zum Beispiel unterhält sich Thielmann mit Bezirksstadtrat für Bürgerdienste und Soziales in Charlottenburg-Wilmersdorf, Arne Herz (CDU), über das »Zweckentfremdungsgesetz« (Folge 5), das einen Abriss von Wohnungen verbietet. Dass der Abriss trotz Verbot möglich ist, hängt auch mit der lückenlosen Nutzung der Grundfläche zusammen. Am Beispiel Wieland-/Pestalozzistraße kommen durch die neue Nutzung elf weitere Wohnungen hinzu: Vorher waren es 19 Wohnungen, jetzt sind es 30 Wohnungen. Durch den Zugewinn wurde nicht nur Ersatzwohnraum geschaffen, sondern die Anzahl an Wohnungen erhöht. Thielmann versucht, zu verstehen, wie »angemessener Ersatzwohnraum« definiert wird. Die Antwort: Was angemessener Ersatzwohnraum ist, hängt von der freien Marktwirtschaft ab, ein konkreter Schwellenwert ist nicht festgelegt. Letztlich schütze Wohnungspolitik »Steine, keine Menschen«, so Arne Herz.
»Teurer Wohnen« ist auch durch die Musik von Volker Bertelmann alias Hauschka ein wahrer Wirtschaftskrimi, der sich immer mehr auf den fast unlösbaren Konflikt, die Erhaltung von bezahlbarem Wohnraum, zuspitzt. Immer tiefer taucht Thielmann in das Dickicht der Gesetze ein, die Gentrifizierung ermöglichen, spricht mit Mietern, Kaufinteressenten und Wohnungsbesitzern über ihre Beweggründe. Dank der redaktionellen Arbeit von Diane Arapovic und Steen Lorenzen (beide Radio Eins des RBB) sowie Stephan Ziegert (detektor.fm) verliert Thielmann das Schicksal der Mieter nicht aus den Augen.
Die Moderatorin spricht mit denen, die ihr Zuhause verloren haben und warum sie letztlich doch mehr oder weniger freiwillig ausgezogen sind (Folge 6). »Diamona & Harnisch« kündigt nicht (die Gründe werden im Podcast dargelegt), stattdessen setzt das Unternehmen auf eine sogenannte »sozial verträgliche Lösung« mit variablen Abfindungen. Je früher der Auszug stattfindet, umso höher ist die Abfindung. Je mehr Menschen ausziehen, umso höher ist das Durchschnittseinkommen des Hauses, wodurch die Notwendigkeit, diesen Wohnraum zu schützen, nicht mehr gegeben sein muss (Stichwort: »Milieuschutzgebiet«). Diejenigen, die sich noch in der alten Wohnung befinden, stehen unter Druck: Werden sie von den neuen Besitzern rausgeklagt, müssen sie die Kosten der Bauverzögerung tragen und trotzdem ausziehen. Nur eben ohne Abfindung.
Am Ende sucht »Teurer Wohnen« nach Lösungen, schaut sich in Wien und Ulm um. Die Stadt Ulm kauft seit 130 Jahren Grundstücke auf und kontrolliert die Gesetze. Aber auch der Blick in eine weniger düstere Zukunft für Mieterinnen und Mieter wird hinterfragt: Gibt es eine Lösung für das reale Wohnungsdrama? Der komplexe, aber gut verständliche Podcast »Teuer Wohnen« zeigt, wie dicht Wirtschafts- und Steuerpolitik miteinander verwoben sind und warum persönliche Schicksale auf der Strecke bleiben.
»Teurer Wohnen«, verfügbar auf allen gängigen Podcast-Plattformen und in der ARD-Audiothek.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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