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»Bestrafe mich, Wiglaf!«
Herumhacken, eine Geburtssuppe kochen und schlachtenbummeln. Ein Vorabdruck aus der ersten Biografie über Wiglaf Droste
Wiglaf schrieb seine Texte mit einer Dringlichkeit, die auch Peter Hein, ein berühmter Punksänger der 80er Jahre, in seinen Songs einforderte: »Gegen die Welt/ aber mittendrin /immer geradeaus, aber woanders hin.« Das Lied hieß »Wir bleiben«, Hein sang es 1985 bei der Düsseldorfer Soul-Punkband Family Five, ein paar Jahre nachdem er es abgelehnt hatte, mit seiner alten Band Fehlfarben berühmt zu werden. »Wir bleiben« ist auch auf dem Family-Five-Sampler »Top of the Flops«, zu dem Wiglaf 1991 die Liner Notes schrieb.
Mit seinem Stil, den man als politisch aufgeklärten Subjektivismus bezeichnen könnte, ist er ein Vorläufer der sogenannten Popliteratur, die in den Feuilletons ab 1999 gefeiert wurde. Um 1989/90 war er damit aber nicht allein, sondern Teil einer kleinen neuen Szene radikaler Schreiber, die sehr polemisch und originell den Kulturbetrieb aufmischten: Max Goldt, Clara Drechsler, Maxim Biller, Rainald Goetz, Thomas Meinecke, Wolfgang Welt und Diedrich Diederichsen waren die Autoren, die am meisten Eindruck machten; beeinflusst vom Gonzo-Journalismus, von Punk und der lange verachteten komischen Literatur in »Pardon« und »Titanic«. Und dann gab es noch den unerbittlichen Außenseiter Wolfgang Pohrt, der fast nur politische Essays schrieb. Er war etwas älter, geboren 1945. Auch wenn er mit Popmusik nichts zu schaffen hatte, war er von den Genannten am meisten Punk: »Der Kritiker als Defätist« hatte er 1987 seinen Nachruf auf den »Spiegel«-Kulturredakteur Christian Schultz-Gerstein überschrieben, und das war in seiner Doppeldeutigkeit auch sein Programm, weil er sich nicht eingemeinden lassen wollte, der Linken nationalistische, autoritäre und antisemitische Tendenzen vorwarf und dafür gehasst wurde.
Die anderen waren jünger, geboren 1957 bis 1961, und sie fanden Sachen auch mal unhinterfragt gut, mitunter sogar toll und toller und am tollsten. Von den älteren Schreibern wurden sie skeptisch betrachtet. Schon 1983 vernahm der Schriftsteller und Kritiker Jörg Fauser in seiner Kolumne im Berliner »Tip« ein »wütendes Rumoren in den deutschen Köpfen« und diagnostizierte einen »Neuen Deutschen Feuilletonismus«, dessen narzisstische »Autoren sich selbst wichtiger nehmen als den Gegenstand ihrer Betrachtung«, indem sie beispielsweise »die schwarzen Stiefel, die Yamaha oder Harley Davidson, ihr geiles Fußballfeeling, den Fluss ihrer wichtigen Wörter, ihr Styling, ihre Gefühle, ihren eigenen Stil« zum »Gegenstand ihrer Diskurse« machen würden. Fauser schreibt »Diskurse« kursiv, denn Anfang der 80er war Diskurs das neue heiße Wort, gefeiert im Postmodernismus an den Unis, weil im Marxismus nichts voranging. Exemplarisch für den von ihm so genannten New-Wave-Journalismus führte Fauser die beiden Autoren Rainald Goetz und Diederich Diederichsen vor, wobei er lustigerweise bei Goetz eine Stelle zitiert, in der dieser sich über Diederichsen als linkischen Tänzer in einer Disco lustig macht.
Auch Wiglaf machte sich in »Titanic« über Diederichsen lustig und auch über Goetz und Biller. Das war mehr Angabe als Analyse, demonstrative Belustigung, um sich gegen erfolgreiche Konkurrenten zu behaupten und letztlich im Zirkus der Eitelkeiten mitzumischen. Er wollte der schärfste Kritiker von allen sein, und in diesem Bestreben sind Narzissmus und Hybris nicht weit, auch wenn bei Wiglaf immer eine ironische Brechung dabei war, wenn er beispielsweise in den 90er Jahren sogar das Kürzel BMW für sich zu reklamieren versuchte: Es sollte »Bestrafe mich, Wiglaf!« heißen, wie er Sibylle Berg verriet, die ihn 1996 für das »Zeit-Magazin« interviewte, auf dem Wiglaf als Coverboy abgebildet war und in dem er die »Zeit«-Leser in einem vollkommen absurden Gespräch mit einigen anstößigen Ansichten konfrontierte.
Im November 1991 passierte dann etwas sehr Einschneidendes: Wiglafs Sohn Finn kommt auf die Welt, in Wilmersdorf, am Ludwigkirchplatz 2, Seitenflügel, dritter Stock rechts. Es war eine Hausgeburt und Wiglaf war dabei, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt mit der Mutter Katja Möhle nicht mehr zusammen war.
Zu Finns Geburt kochte er eine Suppe, eine »Festtagssuppe«, wie er sieben Jahre später berichtet, die man auch kalt essen könne und auch, »sollte gerade keine Hausgeburt zur Hand sein«, nach jedem anderen Kraftakt, etwa nach einem heftigen Gelage. So müsse man nicht »vom Kater aufgepeitscht und zerrüttet durch die Wohnung strunkeln« und könne sich nach dem Suppenessen wieder entspannt ins Bett legen und davon träumen, wie man »in einer warmen, embryonal-mutterbauchigen Ursuppe« herumschwappe, denn »wer schwappt, rumort nicht«.
Klaus Bittermann: Als Wiglaf bei mir eingezogen war, flitzte eines Tages ein kleines Kind durch die Wohnung und ich fragte mich: Wo kommt das denn her? »Das ist Finn, mein Sohn.« Große Überraschung! Wiglaf hatte mir vorher nichts von ihm erzählt, als würde er ein Doppelleben führen.
Finn Möhle: Meine Mutter war immer sehr daran interessiert, dass Wiglaf und ich uns sehen. Sie hat wirklich versucht, Wiglaf mehr in die Verantwortung zu nehmen, nicht so sehr wegen der Erziehung, sondern damit ich ihn regelmäßig traf. Aber diese Vaterrolle hat Wiglaf nicht angenommen. Einmal im Monat Unterhalt zu zahlen, schien ihm ausreichend. Es gab Situationen, in denen mich meine Mutter wie verabredet zu ihm bringen wollte, er aber nicht zu Hause war und irgendeine Erklärung dafür auf einem Stück Papier an die Wohnungstür geklebt hatte. Das war sehr enttäuschend, gerade für mich als Kind. Aber sicher auch für meine Mutter.
1991 wurde in der »Taz« die »Wahrheit« erfunden, von den Redakteuren Karl Wegmann und Matthias Bröckers, als eine tägliche Seite für Satire, Humor und Quatsch. Sie beruht auf drei Grundlagen, die wie geschaffen waren für Wiglaf: »Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht. Warum recherchieren, wenn man schreiben kann. Warum beweisen, wenn man behaupten kann.«
Wiglaf schrieb in der »Taz« meist auf den Kulturseiten. Seine wöchentliche Freitagskolumne bekam er auf der »Wahrheit« erst im November 1996, als Carola Rönneburg Redakteurin der Seite war. Die »Wahrheit« war eine schöne Spielwiese, die mit der Zeit immer beliebter bei den Lesern wurde, während der Rest der Zeitung immer ernster und professioneller werden wollte. Das Spielerische und Versponnene ihrer Gründerzeit hatte man nunmehr auf die hinteren Seiten verbannt: Kultur, Medien, Sport und eben die »Wahrheit«, die deshalb oft wirkte wie Joking for the Converted.
Das war im »Neuen Deutschland« anders, für das Wiglaf ab Januar 1992 schrieb. Die Zeitung, die in der DDR als Zentralorgan der SED so etwas wie ein Staatsanzeiger gewesen war, befand sich im völligen Umbruch: Der Staat war weg, das Geld war weg, und die Niederlassung am Ostbahnhof sollte ihr auch weggenommen werden. Die PDS als Nachfolgerin der SED minus Stalinismus galt in der vergrößerten BRD als politisch aussätzig, musste aber im Bundestag geduldet werden, weil es noch genügend Menschen im Osten gab, die sie wählten. Nach nur zwei Jahren war die Wiedervereinigungseuphorie verflogen, Ossis und Wessis hassten sich, und wenn die Ossis über die Wessis lachten, dann aus Schadenfreude. Aber konnten sie auch über den Osten lachen? Das wollte Wiglaf im »ND« herausfinden.
Der Leipziger PDS-Politiker Volker Külow, Sohn des DDR-Kabarettisten Edgar Külow, der ebenso wie Wiglaf aus NRW kam und glühender BVB-Fan war, hatte den Kontakt eingefädelt. Wiglaf hatte er bei der »Titanic« kennengelernt, als er 1990 spontan in die Frankfurter Redaktion gefahren war, um jede Menge SED-Devotionalien-Trash abzuliefern, passend zur damals erscheinenden Kolumne von »Sudel-Ede« Schnitzler. Das Zeug wäre sonst von der Leipziger Uni, wo Külow bis dato an der Marx-Engels-Gesamtausgabe mitgearbeitet hatte, weggeschmissen worden. Bei »Titanic« waren sie begeistert, aber sie verkauften es nicht im »Sudel-Ede-Shop«, denn dessen Angebot war frei erfunden.
Solche Scherze galten im »ND« als unseriös, und man wollte doch so gerne seriös sein, um von den Medienhäusern des Westens anerkannt zu werden, durfte aber in der westlich geprägten Öffentlichkeit ebenso wenig mitspielen wie das Mutterschiff PDS im Bundestag, das so gerne staatstragend gewesen wäre, wenn die demokratischen Sozialisten denn mal jemand gefragt hätte. Den Linken in der Redaktion, allen voran Holger Becker, dem jungen Leiter der Wissenschaftsabteilung, kam Wiglaf gerade recht, um diese sich selbst verordnete politische Beschaulichkeit durcheinanderzubringen. Külow arrangierte Ende 1991 ein Treffen in dem Kreuzberger Lokal »Weltlaterne«, und dann fanden sich Wiglaf und Becker nicht nur sympathisch, sondern wurden Freunde.
Holger Becker: Ab da waren wir in Kontakt und gingen öfters gemeinsam aus, und gemeinsam haben wir auch den Plan für die Kolumne »Schlachtenbummler« ausbaldowert. Den musste ich natürlich in der Redaktion vorstellen. Ich sagte: »Einer der besten Schreiber aus dem Westen kommt zu uns!« Da konnte man nicht so richtig dagegen sein. Ich glaube aber, man war es doch ein bisschen. Denn damals war schon der erste Text von Wiglaf erschienen, der hieß »Klamauk im Hause Gauck« und langte richtig rein. Das war wie ein Gewitter in der damaligen Situation: Die Linke machte sich immer kleiner, das »ND« wurde auch im Format kleiner, und die PDS jammerte rum: Wir haben in der DDR so viel Schuld auf uns geladen, blablabla. Jedenfalls kam die Chefredaktion dann mit dem Vorschlag: Wir machen das als Kolumne für zwei Autoren im wöchentlichen Wechsel: einer aus dem Westen und einer aus dem Osten, den sie bestimmt haben: Mathias Wedel. Ich fand das am Anfang nicht so toll, aber auf längere Sicht war das gar nicht schlecht, denn die haben sich gegenseitig angefeuert, das war wie ein Wettbewerb: Wiglaf ist besser geworden und Mathias auch.
Den »Klamauk« im Hause des Joachim Gauck, dem ersten Stasi-Beauftragten der Bundesregierung und späteren Bundespräsidenten, fasste Wiglaf im »ND« so zusammen: »Das Zauberwort der historischen Bilanzen heißt Stasi, bzw., ›Schdohsi! Schdohsi!‹, wie es aus den Mündern von ca. 16 Millionen Vorgartenzwergen erklingt, die sich entweder wechselseitig ›Ach, du armes Opfer, schluchz!‹-Bescheinigungen ausstellen oder mit erigierten Fingern aufeinander zeigen, sehr zur wiehernden Freude der annektierenden Westdeutschen und ihrer Lohnschreiber vom Alzheimer Boten.« Eine Woche später antwortete Mathias Wedel und haute in dieselbe Kerbe: »Mit Gauck formuliert« lautete die Überschrift des ersten Textes, der dann als »Schlachtenbummler« erschien, ein Titel, den Wiglaf schon 1988 für eine Miniserie über die Proteste gegen die Mun-Sekte auf den Seiten der »Taz Berlin« benutzt hatte.
Anders als Wiglaf war Wedel der Partei verbunden, er trat mit Edgar Külow auf Parteitagen auf und bestritt das Unterhaltungsprogramm bei PDS-Veranstaltungen. Der »Schlachtenbummler« erschien nicht versteckt hinten im Feuilleton, sondern vorne in der Zeitung, da, wo auch die anderen politischen Kommentare standen. Der nächste Text von Wiglaf beschäftigte sich mit Wolf Biermann als »Vorsänger im Volkskorps«, dem er vorwarf, »politisch in der Nähe jeder Fernsehkamera« zu stehen und die Messlatte zu sein »für den Grad des vorauseilenden Gehorsams, den das neue große Deutschland von seinen Dichtern und Denkern erwartet«.
Als »Wiglaf Kara Ben Droste« berichtete er in Fortsetzungen von einer Lesereise mit Michael Stein, die er »Durch die Zone« unternommen hatte, machte sich über die Antifa lustig und schrieb zum Tod von Petra Kelly, die als Heiligenfigur der Grünen von ihrem Freund Gerd Bastian umgebracht worden war, sie sei eine »jabbelnde und schrebbelnde Nervensäge« gewesen, die eine »geistfreie Bergziegenpredigt« stetig wiedergekäut habe: »Dass eines Tages Mensch und Wolf und Schlammamöbe friedlich beieinanderliegen und den Gesängen der Buckelwale oder wenigstens denen von Joan Baez lauschen würden.«
Das war ein neuer entschiedener Ton, der im eher betulichen »ND« besonders auffiel und viele Leserbriefe provozierte. Die meisten kamen, als Wiglaf in der Kolumne »Jesus klebt« meinte, dass man »religiöse Gefühle« nicht verletzen könne, weil es sie ähnlich wie die »vaterländischen Gefühle« gar nicht gebe: »Sie sind eingebildet und nichts als das traurige Ergebnis einer gründlichen Gehirnwäsche.« Den am Kreuz hängenden Christus fragte er: »Jesus, Jesus, machst du schlapp/ Jesus, nimmt dich keiner ab?« Darüber beschwerten sich linke Theologen wie Dieter Kraft ebenso wie die CDU-Politikerin Hanna Renate-Laurien in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Diözesanrates der Berliner Katholiken, und auch der greise marxistische Musikwissenschaftler Georg Knepler meinte: »Wem soll Ihr Artikel nützen? Dem Ansehen des ›ND‹, dessen Leser wir sind, bestimmt nicht.« Dass Christen, und das heißt auch linke Christen, keinen Spaß verstehen wollen, hatte 1988 schon »Konkret« gemerkt, als man auf dem Titelblatt Jesus am Kreuz mit einer Maschinenpistole schießen ließ: »2000 Jahre Christentum sind genug.« Den Jesus hatte Ernst Kahl gezeichnet, im Heft ging es um Prozesse wegen Gotteslästerung, und Hermann L. Gremliza schrieb in seinem Leitartikel: »Überall ist Bistumsblatt und Kirchenfunk.« Daraufhin gab es 850 Abbestellungen. Bis dahin Rekord.
Für »Jesus klebt« wurde der Deutsche Presserat von entsetzten Christen angerufen, der aber nichts unternehmen wollte und erklärte, das sei Satire und eine Frage des Geschmacks. Nicht aber »Der Jesus-Trick«, Wiglafs nächste Kolumne, in der er klarstellte, dass Jesus »nicht für uns alle«, sondern bloß für die gestorben sei, die den »Nazarener Schmerzensmann« für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen. Diese Haltung unterstrich er mit dem bekannten Reim »Hätt’ Maria abgetrieben, wär’ uns das erspart geblieben«. Da waren sie wieder, die »religiösen Gefühle«, die der Presserat verletzt sah, weswegen er dem »ND« eine Rüge erteilte. Man könnte daraus folgern, Wiglaf sei Atheist gewesen, doch an verschiedenen Stellen betonte er immer wieder, dass er sich als Agnostiker verstehe – auch wenn er allen Jesus nacheifern wollenden »Gläubischen« diesen barmherzigen, ursprünglich dem Karrierekardinal Joseph Ratzinger zugedachten Zweizeiler schenkte: »Du willst sein wie Jesus Christus?/ Nimm den Hammer und dann bist du’s!« Als er das Kurzgedicht live im Fernsehen, 1997 bei den »Mitternachtsspitzen« des WDR, entgegen den Bedenken und Anweisungen der Redaktion vortragen wollte, bekam er den Ton abgedreht – allerdings hatte er das Gedicht auch vorher angekündigt mit der Bitte an die Zuschauer, eventuelle Beschwerden an ihn persönlich und nicht an den Sender zu richten. Da blieb der Regie genug Zeit zu reagieren: Man sah Wiglaf reden, aber hörte ihn nicht und las am Bildrand das Wort »Tonstörung«.
Dass man auch an die PDS glauben müsse, und zwar »ganz fest«, um sie zu wählen, auch wenn sie doch nur »ein lahmer Zock« sei, der eine Fusion mit der FDP als weiterer Kleinpartei anzuraten sei, damit sie über die Fünf-Prozent-Hürde komme – das war für das »Neue Deutschland« dann zu viel Religionskritik. Dieser »Schlachtenbummler«-Text mit dem Titel »Glaubt an die PDS« wurde nicht gedruckt. Er erschien dann im »Freitag«, und das »ND« verkündete Ende Januar 1994, dass der »Schlachtenbummler« beendet sei: »Die Redaktion dankt den Autoren Mathias Wedel und Wiglaf Droste für ihr Bemühen, das Publikum zu unterhalten und zu spalten.«
Auch wenn er dann nicht mehr fürs »ND« schrieb, blieb Wiglaf mit Holger Becker befreundet. Mit ihm besuchte er auch zum ersten Mal den Dichter und Dramatiker Peter Hacks, sie fuhren 1994 zusammen auf seinen Landsitz in Groß Machnow, in die sogenannte Fenne.
Holger Becker: Wiglaf und er hatten schon korrespondiert. Bevor es zu dem Besuch kam, muss Hacks gesagt haben: »Ach, bringen Sie doch den Becker mit.« Wir fuhren zur Fenne, Hacks’ Landsitz, einem ehemaligen, für viel Geld ausgebauten Pferdestall mit großem Park und Pfauen. Wir kamen an einem Sonnabend. Man kam an ein großes Tor, an dem man schellte. Dann kam ein Herr im Overall, das war der Gärtner und Butler: »Dr. Hacks erwartet Sie.« Und da waren wir dann bei Hacks und Elisabeth Wiede, seiner »Frau Hicks«, wie Wiglaf hinterher sagte, weil sie die ganze Zeit Champagner und Cognac trank. Wir hatten einen ganzen Nachmittag mit Hacks und ihr zugebracht und alles durchgenommen, wer zu welchem Geheimdienst gehört, und so weiter. Als ich da saß und hörte, wie er in einer Tour Sätze sagte, die du in Marmor hättest meißeln können, fragte ich mich: Ist der jetzt so eine griechische Göttergestalt oder der Wiedergänger von Goethe? Hacks war einfach ehrfurchterregend. Für mich jedenfalls. Und für Wiglaf, so glaube ich, ebenfalls.
Gekürzte Fassung eines Kapitels aus: Christof Meueler: Die Welt in Schach halten.
Das Leben des Wiglaf Droste. Edition Tiamat, 304 S., geb., 30 €.
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