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Steinsalz ist letztlich auch nur Meersalz
Über die Unterschiede von Koch- und Himalayasalz, Zahnpasta und was der Film "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben« damit zu tun hat
Wir haben vor einiger Zeit über Salz in der Medizin gesprochen. Aber vor allem braucht man Salz ja zum Kochen. Ist Meersalz tatsächlich leckerer oder gesünder – oder nur schicker verpackt?
Meersalz kann im Geschmack etwas weniger aggressiv sein. Aber das hat dann eher was mit der Form der Kristalle zu tun. Bei Fleur de Sel hast du manchmal sehr feine Flocken, das kommt mir dann milder vor. Aber grundsätzlich ist Steinsalz auch nur Meersalz. Es ist halt aus Meeren, die schon vor ein paar Millionen Jahren ausgetrocknet sind, wurde dann später von Steinen überdeckt, mit unseren Gebirgen hochgewölbt und ist irgendwann wiedergefunden worden.
Sind diese Vorräte irgendwann alle?
Pfff, das würde ich eher unwahrscheinlich finden. Natürlich werden bestimmte Lagerstätten irgendwann nicht mehr attraktiv sein, wenn es zu teuer wird, das Salz da rauszuholen. Aber im Zweifel ist dann immer noch genug Meerwasser da.
Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsjournalist Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf: dasnd.de/schmidt
Ist die Verschmutzung der Meere ein Problem für die Salzgewinnung?
Es ist sicherlich eine Frage, ob du das Meersalz, wie du es unmittelbar aus diesen Teichen schippst, schon verwenden sollst oder ob du das nicht doch noch mal einem Reinigungsprozess unterziehst. Wenn du mal genau schaust: Die Salzpackungen im Supermarkt in den viereckigen Schachteln gibt es nicht nur mit Salz aus den Alpen oder wo sonst Steinsalz abgebaut wird, sondern auch mit Meersalz. Wenn du die aufmachst, sieht eines so aus wie das andere. Und das liegt daran, dass es verschiedenen Reinigungsprozessen unterzogen wurde. Das heißt, es wird mehrmals mit Wasser verrührt, vielleicht gefiltert und neuerlich eingedampft. So lange, bis es nur reines Kochsalz ist.
Es gibt auch noch Himalayasalz. Das scheint was ganz Besonderes zu sein.
Himalayasalz, was oft nicht mal aus dem Himalaya selber kommt, sondern aus Anrainerstaaten wie Pakistan, kostet mehr, weil es ein bisschen weiter gereist ist und weil das Marketing entsprechend ist. Aber ansonsten ist der größte Unterschied der, dass es Eisenverbindungen enthält, die es ein bisschen rosa färben. Aber das hat für den Geschmack und für den Nährwert praktisch keinen Effekt.
Für die Menschen dort ist das Salz also gar nichts Besonderes.
Nö. Wobei es auch dort nicht unbedingt gesünder ist. Die Leute leben ja ziemlich weit weg von allen Meeren; da haben sie mit ziemlicher Sicherheit das gleiche Problem, das früher die Menschen in den Alpen bei uns hatten. Nämlich Jodmangel und damit Schilddrüsenerkrankungen.
Und wir hier an der Spree? Brauchen wir jodiertes Salz?
Ist nicht verkehrt. Auch Fluor im Salz ist sinnvoll, wenn man nicht schon mit fluoridierter Zahnpasta die Zähne putzt.
Es gibt Zahnpasta mit Salz, wo extra draufsteht: »ohne Fluorid«.
Beim Fluorid ist es wie beim Jod: Da gibt es auch eine fast schon religiös aufgeheizte Debatte, in der wissenschaftliche Studien kaum Eindruck machen, denn die könnten ja sowieso nur von der Gegenseite beauftragt sein. Dazu fällt mir der Film »Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben« ein. Da hat ein durchgeknallter General auf einem Luftwaffenstützpunkt die Verschwörungstheorie angenommen, dass die bösen Kommunisten die Amerikaner unfruchtbar machen wollten, indem sie sie dazu bringen, das Trinkwasser zu fluoridieren. Und um das zu verhindern, fängt er den dritten Weltkrieg an.
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