Werbung

Kein Frieden mit der AfD

Studie zeigt Kalkül der AfD – deutsches Großmachtstreben

Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine müssen sich viele friedenspolitisch Engagierte fragen: Wie umgehen mit der AfD? Die extrem rechte Partei sucht den Anschluss an die Friedensbewegung. »Die AfD ist die einzige Partei im Bundestag, die sich für Frieden einsetzt und ein Konzept vorgelegt hat, wie er zu erreichen ist und was Deutschland dazu beitragen kann«, behauptet etwa die nordrhein-westfälische AfD auf ihrer Homepage. Auch bei Friedensdemonstrationen tauchen immer wieder AfD-Politiker*innen auf und beanspruchen Rederecht. Was nicht selten zu Konflikten führt.

Alexander Kleiß und Merle Weber von der Informationsstelle Militarisierung e. V. haben nun im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung die sicherheits- und außenpolitischen Positionen der AfD analysiert. Herausgekommen ist eine 20-seitige Broschüre, in der die Autor*innen die wichtigsten verteidigungspolitischen Positionen der Partei einordnen, Politiker*innen mit besonderen Verbindungen zu Bundeswehr und Rüstungsindustrie vorstellen und darlegen, welche Strategie hinter den Positionen der AfD steckt.

Besonders interessant ist der Blick auf die vier AfD-Mitglieder im Verteidigungsausschuss des Bundestags. Jan Nolte, Rüdiger Lucassen, Hannes Gnauck und Gerold Otten. Alle vier haben eine Bundeswehrvergangenheit. Lucassen und Otten haben danach in der Rüstungsindustrie gearbeitet. Die Studie kommentiert, die Biografien entsprächen »nicht dem, was die Mehrheit der Bürger*innen von einer vermeintlichen ›Friedenspartei‹ erwarten dürfte«.

Interessant ist trotzdem, wie sich die Abgeordneten unterscheiden. Gnauck und Nolte, beide in der Wendezeit geboren, gehören klar dem völkisch-nationalistischen Spektrum an. Nolte hat gute Kontakte in die subkulturelle Rechte. Zeitweilig beschäftigte er einen mutmaßlichen Unterstützer des wegen rechter Terrorpläne verurteilten Ex-Bundeswehrsoldaten Franco Albrecht.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Die beiden in den 50er Jahren geborenen Abgeordneten Lucassen und Otten haben nach 34 bzw. 22 Jahren in der Bundeswehr Karriere in der Rüstungsindustrie gemacht. Lucassen war Geschäftsführer der pro-ades GmbH, die Ausbildungseinrichtungen für Streitkräfte konzipiert. Otten war bei Airbus Defence and Space beschäftigt, wo er nach eigenen Angaben »Eurofighter Sales Director« war.

In ihrer Studie beschreiben Alexander Kleiß und Merle Weber die inhaltliche Differenz zwischen den vier Abgeordneten so: Die beiden älteren verfolgten einen »ultramilitaristischen Ansatz«, der an eine »radikale Version der CDU erinnert«. Gnauck und Nolte seien hingegen dem prorussischen Lager in der AfD zugeneigt.

Für die außenpolitische Gesamtstrategie ist das prorussische Lager in der AfD entscheidend. Im längsten Beitrag der Studie wird diese Strategie skizziert. Dabei wird deutlich: Der AfD geht es um den Vorrang dessen, was sie als deutsche Interessen identifiziert hat. Grundsätze hat sie dabei wenige. Militärische Aufrüstung und auch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht gehören zu den Kernforderungen der AfD. Dies soll Deutschland helfen, sich aus der Abhängigkeit von Bündnissen zu befreien.

Besonders will man sich von den USA lossagen. Deshalb sucht die Partei auch die Nähe zu Russland. Mittels der russischen Rohstoffe soll das deutsche Kapital unabhängiger werden. Manche in der AfD fordern auch einen eurasischen Block als Gegenpol zu den USA.

Im Fazit der Studie heißt es, »bei der AfD träumt man nicht vom Frieden«, der Partei gehe es um militärische Eigenständigkeit. Wer mit der AfD demonstriere, marschiere »für ein rassistisches Deutschland, das sich endlich wieder die militärische Stärke zurückerobert, die seinen Überlegenheitsfantasien und seinem Größenwahn gerecht wird«.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.