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Film »La belle de Gaza« in Cannes: Ein langer Weg
Die Regisseurin Yolande Zauberman zeigt ihre Dokumentation »La belle de Gaza« über die arabischen und israelischen Transfrauen in Tel Aviv in Cannes
»Ein Mann ist zu Fuß von Gaza nach Tel Aviv geflohen, um eine Frau zu werden.« Das hat die französische Regisseurin Yolande Zauberman gehört, als sie für ihre Dokumentation »M« (2018) auf der Hatnufa Straße in Tel Aviv einige Transfrauen filmen wollte, die dort Sexarbeit betrieben. Zauberman hat sich entschieden, diese Frau, die sie »die Schöne aus Gaza« nannte, zu finden und eine Doku über sie zu drehen. So ist die Idee des Filmes »La belle de Gaza« entstanden.
Letzte Woche feierte das Werk seine Premiere in Cannes. Zauberman, die neben der Regie auch die Kamera geführt hat, fragt im Film verschiedene Transfrauen nach jener Frau aus Gaza. Doch niemand scheint sie zu kennen. Die Titelfigur bleibt bis zum Ende des Filmes verschleiert. Die Suche nach ihr macht jedoch die anderen Transfrauen sichtbar. Viele von ihnen sind arabisch, manche sogar gläubige Musliminnen. Sie reden von ihren Ängsten und Träumen. Von der Gefahr, der sie ausgesetzt sind, von den eigenen Familienmitgliedern oder Bekannten gefunden, geprügelt oder sogar getötet zu werden.
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Nach dem Beginn des Krieges im Oktober 2023 wollte die Regisseurin den Film eigentlich nicht mehr zeigen. »Ich dachte, das ist zu groß, was gerade passiert, sodass wir ihn nicht zeigen sollten«, sagt Zauberman in einem Interview mit »nd«. Im Schnittraum präsentierte sie den Film nur einigen Freund*innen und Filmemacher*innen. Sie wollte deren Reaktionen sehen, was sie verstanden oder nicht verstanden haben. »Obwohl einige von ihnen sehr radikal waren, meinten sie, dass ich den Film doch zeigen solle«, so Zauberman. Dann machte sie eine Text-Vorstellung. »Es waren Menschen aus der ganzen Welt. Am Ende des Filmes hatten alle Tränen in Augen. Wir haben alle zusammen geweint. So habe ich entschieden, den Film zu zeigen.«
»La belle de Gaza« wurde letztendlich in der Sektion »Special Screenings« auf dem Cannes-Filmfestival, das gerade läuft, uraufgeführt. Der Hauptdrehort ist die besagte Hatnufa Straße in Tel Aviv. Es werden Fragmente aus dem Leben einiger arabischer und israelischer Transfrauen gezeigt, ohne dass direkte politische Botschaften vermittelt werden. Doch kann ein Film mit »Gaza« im Titel unpolitisch sein? »Natürlich ist das ein politischer Film, aber eher durch seine Intimität und nicht durch Slogans und Debatten«, so die Regisseurin gegenüber »nd«. »Diese Frauen zeigen uns, wie wir anders schauen sollen. Das, was sie erleben, sowohl im Körper als auch im Leben, ist zu hart. Und wenn man den Mut hat, bis zum Ende des Prozesses zu gehen, betrachtet man das Leben eben mit einem anderen Blick.«
In »La belle de Gaza« kommt auch die arabisch-israelische Transfrau und Schauspielerin Talleen Abu Hanna zu Wort, mit der Zauberman schon in ihrem vorherigen Projekt »M« gearbeitet hatte. »Das ist eine richtige Entscheidung, den Film zu zeigen, weil er von Frieden erzählt«, sagte Abu Hanna zu »nd« in Cannes. »Wir leben in einem politischen Moment; alles, was wir machen, ist politisch. Aber für mich war der Film mehr eine Gelegenheit, über unsere Leben, unsere Realität zu reden. Denn Yolande zeigt die Wahrheit, die verschiedenen Gesichter der Transsexualität«, so das Modell, das 2016 als Miss Trans Israel ausgezeichnet wurde.
Nach den Dokumentarfilmen »Would you have sex with an Arab?« (»Würdest du mit einem Araber Sex haben?«) (2011) und »M« ist »Le belle de Gaza« der dritte Teil einer Trilogie, die Yolande Zauberman in israelischen Nächten gedreht hat. Man habe ihr gesagt, sie solle den Titel des Filmes ändern, weil er zu gefährlich sei, erzählte Zauberman dem »nd«. »Auch bei meinem anderen Film ›Would You Have Sex with an Arab?‹, der vielen gefallen hat, meinte man, dass ich den Titel ändern solle. Doch das war die Frage, die ich in der Doku den Menschen gestellt habe, das war eine befreiende Frage. Ich mache meine Filme nicht nur für einen Moment, sie sollen auch in zehn oder 20 Jahren relevant sein.«
Als Kind habe Yolande Zauberman nur einen Traum gehabt: die Gefühle anderer Menschen zu fühlen, wie sie »nd« erzählt. Wie hat sie es nun geschafft, das Vertrauen dieser Transfrauen zu gewinnen, sodass viele von ihnen ihre Gesichter im Film zeigen und ihre Geschichten erzählen? »Ich glaube, das ist die große Magie, weil ich nicht so viel darüber rede, was ich vorhabe. Ich weiß, was ich suche, aber die Antworten kenne ich nicht. Ich biete eher ein Erlebnis an. Für mich selbst ist es auch ein Erlebnis. Wir schaffen zusammen einen Raum, der nicht ganz meiner, aber auch nicht ganz derer ist: Das ist der Film. Und möglichst Vieles kommt dann von innen.«
»La belle de Gaza«: Frankreich 2024, Regie: Yolande Zauberman, 76 Minunten. Starttermin noch unbekannt.
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