Der wahre Wohlfühlfaktor

Sarah Yolanda Koss über das Armutsrisiko von Familien

Ja, wir sehnen uns alle nach guten Nachrichten. Was die Rheinische Post aber als Antwort auf eine AfD-Anfrage an den Bundestag druckt, ist leider weder sonderlich positiv noch eine Neuigkeit. Das Armutsrisiko von Familien mit Kindern ist 2023 gesunken. Bei Paarhaushalten mit einem Kind von 8,4 auf 8,1 Prozent, bei jenen mit drei und mehr Minderjährigen von 32,1 auf 30,1 Prozent, bei Alleinerziehenden sogar von 43,2 auf 41 Prozent. Und das inmitten einer Ampel-Debatte um die Kindergrundsicherung. Juhu.

Oder aber, wie der Paritätische Gesamtverband die gleichen Zahlen bereits vor über einer Woche und mit Blick auf die längerfristige Entwicklung einordnete: Armut bleibt auf erschreckend hohem Niveau. Dass vier von zehn Alleinerziehende in einem reichen Land wie Deutschland Armut fürchten müssen, ist kein Zustand. Wie zuvor bleiben sie und kinderreiche Familien mit die Hauptrisikogruppen für Armut. Alleinerziehende Frauen bilden außerdem weiterhin eine der zwei großen Gruppen der einkommensarmen Erwerbstätigen. Die zweite große Gruppe sind Personen zwischen 55 und 65. Altersarmut steigt, gegensätzlich zum Armutsrisiko von Familien mit Kindern, weiter stark an. Auch das besagen die Zahlen.

Aber wir wollen nicht so negativ sein – zurück zur sinkenden Armut von Familien mit Kindern. Dazu haben unter anderem gestiegene Löhne, die Erhöhung des Kindergelds und verbesserte Leistungen im Wohngeld geführt. Die wahre Wohlfühl-Nachricht ist also: Armut ist bekämpfbar. Alleinerziehenden Frauen ist beispielsweise durch eine faire Aufteilung der Sorgearbeit geholfen, Minderjährigen durch eine starke Kindergrundsicherung, Älteren durch eine entschlossene Rentenreform und allen durch die Erhöhung des Mindestlohns.

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