- Politik
- Haiti
Garry Conille: Helfer in der Not
Unicef-Regionaldirektor Garry Conille wird Ministerpräsident in Haiti
Seine erste Zeit als Ministerpräsident währte rund vier Monate. Damals war Garry Conille in Haiti als Regierungschef unter dem Präsidenten Michel Martelly angetreten, die Folgen des katastrophalen Erdbebens von 2010 zu lindern. Nach einem Zerwürfnis mit Martelly warf er im Februar 2012 hin. Nun soll der Gynäkologe mit langjähriger administrativer Erfahrung bei den Vereinten Nationen das von Bandengewalt und einer seit Jahren anhaltenden politischen Krise erschütterte Karibikland wieder stabilisieren. Conille wurde von sechs der sieben Stimmberechtigten im Übergangsrat an die Spitze der Übergangsregierung gewählt. Das siebte Mitglied war auf Geschäftsreise im Ausland. Der Übergangsrat beruht auf einem Vorschlag der karibischen Staatengemeinschaft Caricom, der Haiti angehört. Vom Beschluss am 11. März über die Konstituierung bis zur Ernennung Conilles dauerte es knapp drei Monate, in denen sich die soziale Krise und Not weiter verschärfte. Der Menschenrechtsaktivist Pierre Espérance sieht laut »Miami Herald« den Übergangsrat in erster Linie mit internen Machtkämpfen beschäftigt und nicht an den Problemen des Landes interessiert.
Der 58-jährige Conille, verheirateter Vater von Zwillingstöchtern, ist um seinen Job nicht zu beneiden: Etwa die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner*innen Haitis leiden unter akutem Hunger. Conille war zuletzt als Unicef-Regionaldirektor unter anderem auch für Haiti zuständig und kritisierte scharf die seit Jahren anhaltende Praxis der Entführung von Kindern und Frauen zum Weiterverkauf. Dieses und viele Probleme mehr muss der Haitianer nun anpacken. Um Erfolg zu haben, wird er sicher mehr Zeit benötigen als ihm in seiner ersten Amtszeit vergönnt war.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.